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Zehn Semmeln zurück, bitte!

AEH |

Die Nürnberger Ohm-Hochschule bringt Bäckereien und ein Sägewerk mit Künstlicher Intelligenz in die Zukunft

Den folgenden Zeitungsartikel von Christina Merkel, der am 24. April 2024 in den Nürnberger Nachrichten erschienen ist, hat Hannelore Täufer, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Haushaltsführungskräfte – Förderkreis in Bayern (AEH) gelesen und kommentiert:

„Nürnberg – Vier Mohnsemmeln, drei Schrippen und zwei Rüblispitz kommen zurück in die Backstube. Der Bäcker hat sie nicht verkauft und verarbeitet sie nun weiter zu Semmelbröseln. Er zählt, wie viele in den Filialen übriggeblieben sind. So kann er das Angebot anpassen und hat weniger Retouren.

Baguettebrötchen, Dinkel-, Kaiser- und Roggensemmeln, Laugenbrezen oder Salzstangen - insgesamt hat das Backhaus 56 verschiedene Produkte im Sortiment. Da ist es ganz schön aufwändig, das von Hand zu erfassen. Doch zum Glück haben die Informatiker an der Ohm-Hochschule in Nürnberg einen „Semmeldetektor“ entwickelt.

Seit zwei Monaten ist er im Backhaus Müller im Landkreis Kronach mit seinen 14 Filialen im Einsatz. ‚Egal, ob die Semmeln etwas dunkler oder heller geraten sind, ob sie richtig oder falsch herum auf dem Blech liegen – unser Programm erkennt die Sorte‘, erklärt Maximilian Bundscherer, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ohm. Inzwischen gelingt das sogar mit einer Erfolgsquote von 89 Prozent. ‚Und wenn ein Kürbisbrötchen mal mit einem Mehrkorn verwechselt wird, ist es nicht so schlimm, weil sie das Gleiche kosten.‘

KI mit Semmelfotos trainiert
Unterschiedliche Formen, Weißmehl und Vollkorn kann das Programm schon ganz zuverlässig unterscheiden. Aktuell übt es, auch verschiedene Brotlaibe zu erfassen. Möglich macht das eine Künstliche Intelligenz (KI), die die Forscher mit knapp 900 Semmelfotos trainiert haben. Weil die KI lernen kann, erkennt sie die unterschiedlichen Sorten anschließend auch auf neuen, ihr unbekannten Bildern.

‚Eigentlich haben wir das Ganze vor zwei Jahren eher als Spaßprojekt gestartet – aber jetzt ist es so erfolgreich, dass wir sogar eine Ausgründung planen – so groß ist das Interesse der Bäckereien‘, sagt Tobias Bocklet. Der Professor für Maschinelles Lernen ist einer der beiden Leiter des Zentrums für Künstliche Intelligenz (KIZ) an der Ohm-Hochschule in Nürnberg. Er und seine elf Mitarbeiter analysieren den Alltag kleiner und mittlerer Unternehmen in der Region und überlegen, wie Computerprogramme die Produktion erleichtern können.

‚KI verändert Berufsbilder, Prozesse und ganze Geschäftsbereiche, sie ist ein echter Wirtschaftsfaktor‘, sagt Ohm-Präsident Niels Oberbeck. Die Nürnberger Hochschule wird zu einem von fünf neuen KI-Regionalzentren in Bayern ausgebaut, gefördert vom Digitalministerium des Freistaats. Das bedeutet, mehr Personal, neue Räume und veränderte Studiengänge. ‚Wir wollen unseren Absolventen das passende Rüstzeug für die Arbeitswelt der kommenden Jahrzehnte mitgeben‘, erklärt der Präsident. ‚Dazu braucht es schnellere Veränderungen als wir das vielleicht gewohnt sind.‘

Auch manch kleiner Handwerksbetrieb oder mittlerer Industriezulieferer kann da beim aktuellen Fortschritt nicht schnell genug mithalten. Ihnen wollen die Wissenschaftler helfen. ‚Während Unis vor allem Grundlagenforschung betreiben, ist es unsere Aufgabe als Hochschule für angewandte Wissenschaften, Erkenntnisse direkt in die Wirtschaft und Kommunen zu tragen, damit daraus Produkte, Verfahren und Patente entstehen‘, sagt Oberbeck.

Hoch geschätzt, kaum genutzt
Umfragen zeigen, dass rund 66 Prozent der deutschen Unternehmen in Künstlicher Intelligenz einen wichtigen Zukunftsfaktor sehen – aber nur 13 Prozent sie nutzen. ‚Dabei ist das keine Utopie mehr, keine Vision, sondern das ist jetzt wichtig für die regionale Wirtschaft‘, sagt Nürnbergs Wirtschafts- und Wissenschaftsreferentin Andrea Heilmaier. ‚Deswegen freut es mich besonders, dass sich unsere Stadt hier gerade als Hotspot etabliert‘.

Die Stadträtin hat das KIZ an der Keßlerstraße diese Woche besucht und sich aktuelle Projekte zeigen lassen. Neben dem Semmeldetektor arbeiten die Informatiker mit einem Sägewerk daran, faules Holz zu erkennen. Die KI merkt, wie viel Prozent eines Stammes betroffen sind und welche Anteile im Gegensatz dazu geeignet sind, um etwa stabile Dachbalken zu schneiden. Aus der Güte berechnet sich der Preis, den der Lieferant bekommt.

Sogar Fäulnis und Druckstellen, an denen das Holz dichter und deshalb dunkler ist, kann das Programm unterscheiden. Aktuell liegt die Genauigkeit bei 69 Prozent – das ist schon besser als es die Informatiker selbst können. Die ersten Schreinermeister haben Interesse angemeldet.

‚Wir richten uns an komplette Frischlinge, die mit KI noch keinerlei Berührungspunkte hatten‘, erklärt Professor Bocklet. Mitarbeiter einer Firma können an der Ohm Weiterbildungskurse besuchen. Außerdem haben die Nürnberger mit der Hochschule Coburg ein Technologietransferzentrum in Kronach gegründet, um die Innovationskraft des Mittelstandes gerade im ländlichen Raum zu stärken.

Das Backhaus Müller hofft, durch den ‚Semmeldetektor‘ einen mittleren fünfstelligen Betrag pro Jahr einzusparen.

Meine persönlichen Anmerkungen:
Dieser Artikel zeigt auf, wie vielfältig, konkret, hilfreich, aber auch wie rasant voranschreitend und bereits tief KI in unserem Alltag verwurzelt ist – ohne dass wir es mitbekommen. Umfragen bestätigen allerdings auch, dass viele Menschen von der KI überzeugt sind, eine eigene konkrete Anwendung aber mit Zurückhaltung begegnen. Bei der rasanten Weiterentwicklung von KI haben wir Menschen eine große Herausforderung zu meistern: Wie halten wir mit dieser Entwicklung Schritt? Oder werden wir überrollt – und merken es nicht, finden es gar nicht schlimm, weil wir diese Schnelligkeit nicht wahrnehmen?

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