Wir brauchen den Globalen Süden - Die weltumspannenden Herausforderungen erfordern neue wissenschaftliche Netzwerke
Den folgenden Bericht von Dorothea Rüland, erschienen in ZEIT, Nr. 1 vom 29, Dezember 2022 hat Hannelore Täufer, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Haushaltsführungskräfte - Förderkreis in Bayern (AEH) gelesen und kommentiert:
„Wie wichtig Wissenschaft heute ist, wie ungleich die Ressourcen jedoch weltweit verteilt sind, haben uns die globalen Herausforderungen in den vergangenen Jahren immer wieder vor Augen geführt. Ob es um die Verteilung von Impfstoff ging, um die Rolle des Globalen Südens auf der Klimakonferenz COP 27 oder zuletzt auf der Weltnaturschutzkonferenz COP 15: Länder des Globalen Südens werden in der Regel nur dann interessant, wenn sie etwas anbieten können, das für den Norden relevant ist. Das ist zu kurzsichtig.
Probleme wie Kriege, Hunger oder Krankheiten treten selten isoliert auf, sie betreffen große Teile der Welt. Spätestens seit der Formulierung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung durch die UN gehört zum Common Sense, dass Norden und Süden globale Herausforderungen nur gemeinsam lösen können. Den Schlüssel dazu bilden internationale wissenschaftliche Netzwerke. Der Wissenschaft sollte folglich eine viel weitreichendere Rolle zukommen als bisher. Damit veränderte sich aber auch ihr Verhältnis zur Politik.
Wissenschaft folgt anderen Regeln als Politik, sie lebt vom Prinzip der Kooperation und Partizipation. Sie braucht die Freiheit, die im Grundgesetz verbrieft ist: mit den Besten auf der Welt zusammenarbeiten zu können. Oft kann Wissenschaft noch agieren, wo Politik an ihre Grenzen stößt. Genau dies macht sie für die Politik so interessant, weil sie bei Konflikten Möglichkeiten der Kommunikation und Interaktion offenhält.
Dafür müssen allerdings die Beweggründe aller Beteiligten definiert und die gemeinsamen Ziele herausgearbeitet werden. Die Bildungswissenschaftlerin Jane Knight von der University of Toronto spricht auf der einen Seite von der Machtausübung mithilfe von Soft Power (beinhaltet Wettbewerb und Dominanz). Andererseits von Knowledge Diplomacy (Kooperation und beidseitigem Nutzen). Dabei wird immer deutlicher, dass Kooperationen gerade auch mit Blick auf den Globalen Süden eine stärkere Reflexion brauchen. Denn Ungleichheiten und Dominanz entstehen, wenn die beiden Seiten von verschiedenen Voraussetzungen ausgehen. Alle Akteure, insbesondere die des Globalen Nordens, sind hier gefordert, dies von Anfang an im Blick zu haben.
Wissenschaftsforschung kann und sollte diese Prozesse begleiten und dabei helfen, zu erkennen, wenn Kooperationen unausgewogen sind. Zwar gibt es schon viele Hochschulpartnerschaften, Zentren, Kooperationen. Doch die müssen ausgebaut und multilateral angelegt werden, um Herausforderungen wie Klimawandel, Covid oder Fragen der Energieversorgung zu bewältigen. Das kann nur in Netzwerken gelingen, die sowohl Länder des Globalen Nordens als auch die Globalen Südens umfassen. Dafür müssen die nötigen finanziellen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Auch dies gehört zur globalen Verantwortung.
Erfahrungsgemäß entstehen gute Kooperationen aus persönlichen Kontakten, die bottom-up und wissenschaftsgetrieben zustande kommen. So wurde die German University in Kairo gegründet, um das Humboldtsche Konzept von Bildung und Forschung nach Ägypten zu übertragen. Mobilität bleibt also trotz Digitalisierung eine wesentliche Voraussetzung jeder internationalen Zusammenarbeit. Beide Seiten sollten die jeweiligen Rahmenbedingungen vor Ort kennen, um die Basis für eine nachhaltige Partnerschaft, ein gemeinsames Forschungszentrum oder eine gemeinsame Universität zu schaffen. Dies ist besonders für Kooperationen mit dem Globalen Süden wichtig, dessen Wissenschaftssysteme weltweit weniger bekannt und anerkannt sind.
Dabei ist es wichtig, dass Wissenschaft in den betroffenen Ländern nicht eingeengt und instrumentalisiert wird. Jede Verschiebung in Richtung Soft Power – also Machtausübung – unterminiert das Vertrauen, das die Grundlage jeder Kooperation bildet. Darüber sollten sich alle im Klaren sein, die darauf drängen, Wissenschaftskooperation als politisches Druckmittel einzusetzen. Dabei können wir alle nur verlieren. Wir brauchen mehr Internationalisierung, um die Beziehungen zwischen Ländern weltweit aufrechtzuerhalten und für uns alle produktiv zu gestalten.
(Dorothea Rüland ist Generalsekretärin des Hamburg Institute of Advanced Study).“
Persönliche Anmerkung von Hannelore Täufer zum Artikel:
Die beiden zu Beginn des Artikels genannten Konferenzen haben gezeigt, wie weit der Norden und der Süden mit ihren Erwartungen und Forderungen auseinander sind. Wir leben alle auf dieser einen Erde – und die letzten Jahre haben gezeigt, dass wir alle mit den gleichen Problemen kämpfen – früher oder später. Die Wissenschaft mehr einzubinden kann nur einen positiven Effekt in viele Richtungen haben. Gemeinsame Ressourcen zu nutzen (Einrichtungen, Ausrüstungen, Geld und Zeit, vorhandenes Wissen) ist eine höchst aktuelle Forderung von Frau Rüland – und das zu Recht.
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