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Warum ändert sich so wenig?

EAM || Elke Beck-Flachsenberg

EFB-Rundfunktagung im Bayerischen Rundfunk

Warum ändert sich so wenig an der Präsenz von Frauen vor und hinter der Kamera und an den Rollen­bildern? Das war die alte und dennoch hoch aktuelle Frage der diesjährigen Rundfunktagung, zu der die Delegierte der Evangelischen Frauen in Bayern in den BR-Rundfunkrat, Elke Beck-Flachsenberg, eingeladen hatte.

Warum sich so wenig an den Rollenleitbildern für Mädchen und Jungen ändert, das machte die Haupt­referentin und Medienexpertin Dr. Maya Götz entmu­tigend und gleichzeitig motivierend deutlich: Solange Mode und Schönheitsindustrie die jungen Mädchen und Frauen zur ständigen Selbstoptimierung und da­mit zur Anpassung an ein nicht erreichbares Ideal verführen, gibt es keine Emanzipation und keine neuen Rollenleitbilder. Und solange wir alle die geschlechts­spezifische Sozialisation von Mädchen und Jungen nicht beenden, bei der wir Jungen und Mädchen ein­engen und ihre und unsere Zukunft begrenzen, wird sich nichts ändern. Der Weg zur Veränderung sind Medienpädagogik als notwendige Fortbildung von Grundwissen zur Gendersensibilität und Digitalisie­rung. Und wir als Multiplikatorinnen und verantwor­tungsbewusste Bürgerinnen müssen politische Forde­rungen stellen nach Sendungen, die dem gesellschaft­lichen Auftrag zur Gleichstellung und Chancengerech­tigkeit ohne Quotendruck nachkommen.

Warum ändert sich so wenig?

Nach der Begrüßung der über neunzig Teilnehmerin­nen, darunter einer Schulklasse, durch Elke Beck-Flach­senberg überbrachte Prof. Dr. Dr. Birgit Spanner-Ulmer, einzige BR-Direktorin und dies für Produktion und Technik, die Grüße des Hauses und leitete das Thema ein mit ihren persönlichen Erfahrungen, der Scheu junger Mädchen vor den sogenannten MINT-Fächern, Forderungen nach neuen Rollenbildern und Entwicklung eigener weiblicher Ansprüche. 

Untermalt mit Fakten und Medienbeispielen, stieg Dr. Maya Götz mit ihrem Vortrag in das Thema ein. „Junge Frauen wachsen mit dem Gefühl auf, alles ist möglich! Du musst perfekt sein, streng dich an und pass‘ dich an!“ So zelebrieren sie eine Weiblichkeit ohne Eingeständnis von Defiziten - und damit ein postfeministisches Leitbild!

Die Sozialisation der Jungen läuft anders: Wenn sie die Ansprüche nicht erfüllen können, dann unter­laufen sie diese mit Humor, Sport und Muskelkraft. Das ist eine viel clevere Strategie, und ihr Körper wird ihnen so nicht zum Problem.

Die jungen Mädchen dagegen finden in Models und vor allem in Medien Leitbilder, die hypersexualisiert und damit unerreichbar sind. Das führt sie in eine Krise. So meint die Hälfte aller Mädchen, sie seien zu dick. Selbstoptimierung heißt das Reizwort, und die Selbstinszenierung auf Instagram zur Vertuschung von angeblichen Schönheitsfehlern und Einstudierung von bestimmten Gesten führt statt zur Individualität zum Stereotyp. Die vorläufige Schlussfolgerung von Maya Götz: „Wir brauchen Widerstand, Gegenbilder, neue Vorbilder!“

Bevor diese Gegenbilder gezeigt wurden, wurde Melitta Müller-Hansen als Beauftragte der Landeskir­che für den BR gefragt: Gibt es Ähnlichkeiten zwischen der Genderkonstruktion in unserer und in der bibli­schen Geschichte? Ihre schlechte Nachricht lautete: Ja, Frauen werden, so sie erwähnt werden, oft nicht mit Namen genannt, Männer sind die Helden und Regelbrecher. Das Leistungsprinzip für die Frau heißt: Du musst einen Sohn gebären! Jesus eröffnet Frauen neue Rollen, die wirklich gute Nachricht aber zeigt sich beispielhaft in der Gestalt seiner Mutter Maria, die als Gesamtpersönlichkeit und als ebenbildliches Gegen­über zu Gott gesehen wird. Die Selbstoptimierung, der Versuch des Menschen, wie Gott sein zu wollen, wird als Verlassen der Beziehung zu Gott und den Menschen gesehen; nicht Leistung, sondern nur Liebe kann aus dieser Ich - Fixierung erlösen.

Dass es Gegenbilder gibt, das machte die Regisseurin, Autorin und Produzentin Uschi Reich deutlich mit wunderbaren Ausschnitten aus ihren Filmen. So zei­gen z.B. die „Wilden Hühner“ vielfältige Heldinnen, Kästners „Pony Hütchen“ ein bestimmendes Mädchen und „Geliebte Schwestern“ zwei emanzipiert han­delnde Schwestern in ihrer Liebe zu Schiller.

Auch „Dahoam is Dahoam“, die tägliche BR-Serie, die unterhalten will, hat erstaunlich viele und tatkräftig nicht nur mitmischende, sondern eigenständig agie­rende Frauengestalten. Das demonstrierte zu aller Überraschung die Redakteurin Daniela Boehm, die in einem überwiegend mit Frauen besetzten Team arbeitet.

Auch Sybille Giel als Leiterin des „Notizbuches“ in Bayern2 führte mit Ausschnitten aus Radiosendungen Alternativmöglichkeiten zum traditionellen Frauen­rollenbild vor, was von Anfang an das Ziel des Notiz­buches gewesen war. „Wir wollen Anstoß erregen, wachrütteln, mit den Menschen sprechen, nicht über sie!“, so Giel. Menschen in ihrer Vielfalt sollen ge­sehen und in ihrer Unterschiedlichkeit als gleichwer­tig wahrgenommen werden. 

Sandra David als Gleichstellungsbeauftragte des Bayerischen Rundfunks führte sowohl die Defizite im BR in der Gleichstellungspolitik als auch die Fort­schritte auf und verwies auf viele Maßnahmen, die der BR zur Gleichstellung unternehme, wie „Girls‘- und Boys‘-Day“, flexible Arbeitszeitmodelle, Telearbeit, Gender-Seminare für Führungskräfte. Gegen Vorein­genommenheit und fest zementierte Vorstellungen wünschte sie sich ein Selbstverständnis aller, Gleich­stellung leben. Denn: „Machen ist wie wollen, nur krasser!“

Abschließend ging es um Initiativen, die Dr. Maya Götz eindringlich forderte, und gemeinsame Überle­gungen, wie eine Gendersensibilität zu fördern ist zum Wohle aller.

Elke Beck-Flachsenberg, Delegierte der Evangelischen
Frauen in Bayern in den BR-Rundfunkrat

 

Bild: Dr. Maya Götz

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