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Von der Trimedialität und der Neuen Welt in einem Traditionssender

EAM |

51. Rundfunktagung der EFB und EAM

Schon 51 Mal sind die aktiven Mediennutzerinnen am BR Hochhaus nach hinten durch und durch das Portal ins Alte Funkhaus gegangen, durch die Schleuse, dann die breite Wendeltreppe hoch zum Saal, in dem die Rundfunktagung der Evangelischen Frauen in Bayern (EFB) mit dem Bayerischen Rundfunk (BR) stattfindet. 

Thematisch hatte man sich dieses Jahr entschieden der Zukunft zugewandt: "Unerhörtes und noch nie Gesehenes" lautete der neugierig machende Titel. Neue Ausspielwege wurden untersucht, das Angebot des BR in diesen Zeiten des digitalen Umbruchs vorgestellt. Denn, das wurde allen Beteiligten schon nach den ersten Worten der Referentinnen und Referenten aus dem großen Sender klar, die Zukunft kann nur noch eine multimediale sein. Auch ein Medienriese wie der BR kann sich angesichts des geänderten Nutzungsverhaltens, in dem das Internet eine immer größere Rolle spielt, nicht mehr darauf beschränken, nur Radio oder Fernsehen zu machen. 

Moderne Menschen, solche jüngeren und auch durchaus solche reiferen Alters, erwarten von "ihrem" Sender digitale Angebote. Und der BR? Auch dort weiß man genau, dass wir da hin müssen, wo unsere Hörerinnen und Hörer sind!

Ankommen - die App für Flüchtlinge in fünf Sprachen

Das Internet war und ist auch das Medium der Geflüchteten. Nicht nur haben die smartphones ihnen auf der Flucht den Weg gewiesen, und sind diese unersetzliche Mittel, den Kontakt mit zuhause zu halten, sondern es helfen im Alltag in den deutschen Turnhallen und Unterkünften auch die Apps in den ersten Wochen und der ersten Zeit, beim Deutschlernen und sich Zurechtfinden. 

Der BR ist hier mit einer in fünf Sprachen erhältlichen App in erster Linie mit dabei: "Ankommen" gibt wichtige Infos auf Arabisch, Farsi, Englisch, Französisch und auch Deutsch. Wie Andrea Mittlmaier und Marcus Schuler von der Abteilung Softwareentwicklung und Plattformen mit Stolz präsentierten, kann man mit dieser App, die mit dem BAMF und der Bundesagentur für Arbeit sowie dem Goetheinstitut entwickelt wurde, Deutsch lernen, sich über das Leben in Deutschland und für Flüchtlinge besonders relevante Dinge wie das Asylverfahren, Arbeits- und Ausbildungsplatzsuche, Einkaufen oder Land und Leute informieren. Und es geht auch offline, mit der App umzugehen. Das erhöht ihren praktischen Wert für die Menschen, für die sie gemacht ist. Zudem findet kein tracking statt, keine persönlichen Daten werden gespeichert.

Neugierig machen und Follower finden

Das Generieren von Aufmerksamkeit für Sendeinhalte war das Thema von Gudrun Riedl von der Redaktion Webaktualität. Es ist essentiell, in den Sozialen Netzwerken vertreten zu sein und sie mehr noch auch aktiv zu nützen, um Menschen auf die Seiten und zu den Sendungen des BR zu leiten. Dazu gehören nicht nur die Auftritte der jeweiligen Sendungen, sondern man ist aktiv im Netz unterwegs. Dabei ist natürlich Schnelligkeit wichtig, die Ersten sein, die die Nachricht oder Neuigkeit bringen können. Der Zeitvergleich des postings zeigt, wer zuerst und dran war. In der Redaktion legt man aber Wert darauf, auch exakt zu sein und postet doch erst nach zwei sicheren Quellen im Netz, z. B. einer Agenturmeldung und einem Korrespondenten. Wichtig ist auch Regionalität, nahe bei den Menschen und ihrer Umgebung zu sein. Zum Beispiel nicht nur über das Gedenken an Tschernobyl vor 30 Jahren zu berichten, sondern den Erinnerungen der Menschen hier Raum zu geben, wie sie den Störffall damals empfunden haben. Manchmal kommt ein Thema auf ziemlich viele Klicks Interessierter. Teilen spielt eine große Rolle, durch sie wird ein breiteres Interesse geweckt. Teilt aber ein Promi oder gar Star wie Bayern-Spieler Philipp Lahm eine BR-Nachricht, so gehen durch dessen viele Tausend Follower die Zahlen durch die Decke. 
Für die Versorgung mit Nachrichten wurden zwei Apps geschaffen, BR 2 ("Habe Inhalt. Suche Publikum") und die jedem Vergleich standhaltende und erfolgreiche App BR 24.

Personalisierung und Auswahl sind ein spezieller, auch kritisch zu hinterfragender Punkt. Wenn Menschen eine Vorauswahl nach sie besonders interessierenden Sachgebieten angeboten bekommen, kriegen sie dann wirklich das Wichtigste mit? Soll man ihnen ab und an mit anderen Algorithmen andere Inhalte als die stets gleichen vorher gewählten anbieten? 

Was will ein Radiosender im "stummen" sozialen Netzwerk?

Man würde auch beim Sender Bayern 1 mit seinem Musikprogramm der 70er und 80er Jahre und gepflegter Unterhaltung auch nicht unbedingt eine rege Internettätigkeit erwarten, denn es ist ja ein Programm "zum Hören", oder? Damit räumte Karin Schlüter von der Redaktion Telemedien in ihrem Beitrag "Von der Moderation zum Facebook-Post" auf. Wenn es früher genügte, die Moderationstexte abzuschreiben und auf die Homepage zu stellen, so führen die Beiträge jetzt oft ein von der ursprünglichen Hörfunksendung weitgehend unabhängiges Eigenleben. Aber auch hier: Die Menschen werden im Netz abgeholt, durch eine Vielzahl stets aktueller Beiträge interessiert und als Senderkunden gepflegt. Die Kochsendung führt inzwischen im Internet ein reges Eigenleben. Fan von Bayern 1 kann man ebenso im Netz wie auch am Radio sein. Die Sendung, die Marke des Radiokanals wird in die neue digitale Sphäre übersetzt. Das Zauberwort hierfür ist "Trimedialität": Ich höre was, sehe was, lese was - werde also auf jede Weise angesprochen. 

Informationsmanagement im Zeichen der Konzentration

Trimedialität war auch der Titel des Beitrags des Informationsdirektors Thomas Hinrichs. Die neuen Wege haben vor allem mit dem gewaltigen Wandel des Nutzungsverhaltens durch die Digitalisierung zu tun. Zwar gibt es noch die Hauptnachrichtensendungen der ARD, das Sitzen vor dem Fernseher, aber Nachrichten werden rund um die Uhr auf mobilen Geräten gehört und gesehen. Dabei ist der gesetzliche Auftrag des Rundfunkstaatsvertrages umzusetzen, die sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Gesellschaft zu erfüllen und für gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sorgen. Dieses Land, unsere Gesellschaft und unser Staat sind auf viele engagierte Bürger und Bürgerinnen, auf Ehrenamtliche angewiesen. Sie alle müssen mit den nötigen Informationen versorgt werden, dass sie ihre Arbeit tun können. Dabei ist durchaus in journalistischer Sorgfalt auf die Trennung von Nachricht und Kommentar zu achten, was vielleicht entgegen dem Trend zu einer bestimmten sachlichen Nüchternheit führt. Aber Nachrichten sind eben keine Unterhaltung. Hier sind die Öffentlich-Rechtlichen in Gefahr, an Akzeptanz vor allem bei den Jüngeren zu verlieren. Doppelungen bei der Recherche durch die verschiedenen Nachrichtenredaktionen des BR ist man aus Kostenzwängen so begegnet, dass die Information zentral bei einer Redaktion geholt werden soll, jedoch für die verschiedenen Formate dann je passend aufbereitet. Auch bei der Menge der Themen wurde reduziert. Die Entwicklung war nicht einfach und nicht besonders beliebt. Darin spielt auch die Trimedialität, das Digitale als medienübergreifende Vernetzung eine wichtige Rolle. Diese Prozesse finden generationenübergreifend statt - altgediente Journalistinnen und Journalisten treffen in Aufgeschlossenheit gegenüber den neuen Entwicklungen auf junge, von den Möglichkeiten begeisterte Leute. Dabei ist ihre große Erfahrung unerlässlich. 

Die Zukunft erprobt auch neue Formate wie 360 Grad

Ein Vertreter der genannten jungen Generation ist der Softwarenentwickler Steffen Kühne von BR Data. Er schilderte die spannende Entwicklung des Datenjournalismus im BR. Wie macht man aus einem Datensatz eine Geschichte? Wie kommt man an die Daten, etwa von Behörden, wo es doch in Bayern kein Informationsfreiheitsgesetz gibt? Und die Fragen an einen Datensatz sind die nach seiner Vertrauenswürdigkeit oder Vergleichbarkeit. Wer profitiert denn von der Veröffentlichung dieser Daten? Liegt die Geschichte im Durchschnitt der Daten oder in den "Ausreißern" bei den Werten? - Die herauskommenden Geschichten sind lebendig: Die Verbreitung von Crystal Meth vor allem im Raum Nürnberg (br.de/crystal), oder die Story vom "Schnee von morgen" (Schneehöhen; schnee-von-morgen.br.de)

Ganz neue Wege beschreitet schließlich die Redaktion BR Next. Thomas Sessner und eine Mitarbeiterin machten die Frauen mit den neuen Projekten wie 360 Grad bekannt. Für diese Form des Aufnehmens und Sehens im Rundumblick müssen ganz neue Formen des Erzählens erst gefunden werden. Man müsse die neuen Möglichkeiten erst einmal verstehen. Es gehe um nichts weniger als eine neue Sprache, die dafür entwickelt werden müsse. Einen kleinen Blick in diese Zukunft konnten Interessierte nicht nur auf der Großleinwand oder auf einem herumgereichten Handy tun, sondern auch mit Hilfe einer speziellen Raumsichtbrille, in die ein Handy eingelegt werden kann. Aber die Dinge kommen ins Rollen, und wenn erst einmal der Funke überspringt...

"Ich brauch das ja nicht, aber .... interessant ist das schon!"

Schon beim Vorführen der App und ihrer Funktionen konnte man übrigens beobachten, dass das Thema Digitalisierung nicht nur eines der Jugend ist, ob man sie nun wegen ihrer frühen Übung als "Digital Natives" bezeichnen mag oder besser nicht. Das Interesse an den Anwendungen, an den neuen Möglichkeiten, springt auch auf das mittlere und höhere oder Eltern- und Großelternalter über, die Wichtigkeit des Phänomens Digitalisierung ist allen bewusst. Aurch denen, die meist noch "analog" funktionieren und auf vieles, das im Netz möglich ist, freiwillig verzichten mit der Redewendung "Ich brauch das ja nicht, aber..." Neugierig darauf sind sie schon.

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