Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein…
Wolken haben schon immer Menschen fasziniert – sei es als Wetterformation oder als Sehnsuchtsort wie im Lied von Reinhard Mey: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen und dann…“
Heute verbinden viele von uns mit Wolken – englisch Cloud – das mühelose digitale Bewahren von Informationen. Alles, was wir so geschrieben haben, ist ohne Anstrengung an jedem Ort der Welt zugänglich. Zehntausende von Bildern, die wir mit dem Handy fotografiert haben, endlose Mails, unsere Adressen, Notizen und WhatsApp-Nachrichten – alles befindet sich jetzt in der Cloud. Keine Platten- oder CD-Schränke, Zettelkästen oder Dias mehr – alles wird den Datencentern (in den meisten Fällen amerikanische Internetkonzerne) anvertraut.
Unsere Daten sind scheinbar sicher, aber wir sind nur „Mieter im Reich unserer eigenen Erinnerungen und mit dem Tod erlischt der Nutzungsvertrag mit dem Anbieter“, so Boris Pofalla in einem Artikel der Welt am Sonntag. Die Generation der Millennials und die darauf folgenden werden kaum Greifbares mehr hinterlassen – keine Briefe, Fotoalben, keine Tagebücher… nur tote Accounts.
Totales Vergessen oder totale Erinnerung?
Dabei bleibt die Frage offen, was schlimmer ist – das totale Vergessen, weil der Aufwand, den der Erhalt der digitalen Daten mit sich bringt, zu groß, zu aufwendig, zu teuer sein wird und damit für viele nicht mehr leistbar ist. Oder stellt die Masse der Daten das größere Problem dar?
Laut einer Studie der dänischen Psychologin Dorthe Berntsen mit Alzheimerpatienten erinnern sich diese an früheste Erlebnisse, wenn man ihnen Gegenstände in die Hand gibt, die in ihrer Kindheit alltäglich waren. Je konkreter und unverwechelbarer, desto besser war die Erinnerung. So triggert ein Stapel Briefe mit der einzigartigen Handschrift, dem einzigartigen Papier mit seinen Alterungsspuren mehr Erinnerungen als ein Stapel mit ausgedruckten E-Mails. Vielleicht geht es Ihnen auch so: Eine alte Geburtstagskarte weckt so manche Erinnerung, das Blättern in alten Fotoalben lässt Sie eher in die Vergangenheit reisen, als wenn Sie einen allgemeinen Reisebericht lesen.
Wir haben aber nur eine begrenzte Wahl. Wir nutzen die Digitaldienste, weil unsere Kinder, Familienangehörige, unsere Freundinnen und unsere Arbeitskolleginnen sie nutzen. Gleichzeitig verstricken sich aber auch unsere Erlebnisse unauflöslich mit diesen Medien. Es gibt für die meisten kein „Außen“ der digitalen Gesellschaft mehr und es ist naiv so zu tun, als könne es ein Zurück in die heile Welt geben – trotz aller digitalen Detox-Kuren. Es ist daher so wichtig, die Veränderungen zu begreifen, die unsere Biografie, aber auch unsere Kultur als Ganzes verwandeln. Fotos und Familienalben waren früher Chroniken, die jede Familie anfertigte. Sie sind ein Blick in die eigene Vergangenheit. Heute dienen Fotos zur Kommunikation und Identitätsbildung. Hier gibt es keine Trennung mehr zwischen Vergangenem und Aktuellem, zwischen Original und Kopie.
Verloren im digitalen Nirgendwo
Die Generation nach uns wird keine Kisten voll Erinnerungen auf dem Dachboden oder im Keller mehr haben, die sie „unter Kontrolle“ haben und nur denjenigen zeigen, denen sie sie auch wirklich zeigen wollen. Schon heute können wir immer und überall mit unseren peinlichen Momenten oder schmerzhaften Erinnerungen konfrontiert werden, denn sie rasen durch die sozialen Netzwerke ohne unser Zutun oder ohne eine wirklich effektive Möglichkeit sie zu kontrollieren oder eventuell zu löschen.
Genau hier müssen wir aber aktiv werden und ein Recht auf das digitale Vergessen auf politischer Ebene einfordern. Denn es spielt eine große Rolle für uns, aber auch für unsere Gesellschaft, was wir wie aufheben – genauso wo und was wir vergessen wollen und wem wir unsere Erinnerungen zu welchen Bedingungen anvertrauen.
Vielleicht überkommt Sie nun beim nächsten Mal, wenn Sie das Fotoalbum von Ihrem letzten Urlaub durchblättern oder eine Postkarte lesen oder schreiben, das Gefühl: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein …“
Katharina Geiger
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