STARKE FRAUENEN – vorgestellt von Marianne Jauernig-Revier
Alexis Ragougneau: Opus 77 und Bernhard Schlink: Die Enkelin
Alexis Ragougneau: Opus 77
Eines der interessantesten und spannendsten Bücher des Jahres will ich Ihnen nun vorstellen:
Auf der Beerdigung ihres Vaters, eines weltberühmten Stardirigenten, hält Ariane, selbst eine gefeierte Konzertpianistin, am Flügel inne. Zum Erstaunen aller wird sie Opus 77 von Schostakowitsch spielen. Diese aufwühlende Musik hat in ihrer Familie eine besondere Bedeutung, hat einen besonderen Stellenwert.
Während Adriane spielt, gehen ihre Gedanken zurück, und so erfahren wir die fesselnde Geschichte ihrer außergewöhnlichen Musikerfamilie. Es wird von dem dominanten und brillanten Dirigentenvater erzählt und von der Mutter, die einst eine aussichtsreiche Sopranistin war. Doch neben dem ehrgeizigen Maestro am Pult bleibt für die Mutter, der die Kraft zum Durchsetzen fehlt, nur die Arbeit im Haus. Ihre beiden Kinder jedoch wachsen in musikalische Karrieren hinein. Ariane wählt dafür erfolgreich das Klavier und ihr älterer Bruder David die Geige. Der Erwartungsdruck des genialen Vaters an die Geschwister ist groß, doch Ariane weiß ihren sensiblen Bruder zu schützen. Beim Üben begleitet sie ihn am Klavier, sie leitet und schützt ihn in vielen Situationen. Konsequent und mit viel Gespür fördert sie seine Karriere, trotzdem rebelliert Daniel auf eine stille Art. Bei einem der weltweit renommiertesten Musikwettbewerbe kommt es zum spannungsgeladenen Höhepunkt: dem Duell zwischen dem Dirigentenvater und dem begabten Sohn, wobei dieser Konflikt musikalisch ausgetragen wird. Daniel gelingt es mit Schostakowitschs Violinkonzert Opus 77, das Publikum in den Bann zu ziehen.
Ariane meistert ihr Leben als gefeierte, doch kühle Pianistin und wir erfahren vieles über die Schattenseiten der Macht und über Vetternwirtschaft im Konzertbetrieb. Es gelingt dem Autor, einen aufklärerischen Blick auf das Treiben hinter die Kulissen dieser Branche zu werfen
Das Buch endet so, wie es beginnt, auf der Beerdigung von Arianes Vater. Geschickt zeichnet der Autor in atmosphärisch dichten Szenen authentische Charaktere und erzählt somit eine spannende Geschichte voller Musik, Ehrgeiz, Leidenschaft und Liebe.
Unionsverlag, ISBN 978-3-293-00580-8, 22 Euro
Bernhard Schlink: Die Enkelin
In seinem neuen Roman erzählt der Autor von dem siebzigjährigen Buchhändler Kaspar aus Berlin, der erst nach dem überraschenden Tod seiner Frau Birgit von einem Geheimnis erfährt, das sie Zeit ihres Lebens belastet hat. Auf die Spur wird er durch Birgits Computer gebracht, auf dem er Bruchstücke ihres Tagebuchs findet.
Im Frühling 1964 lernen sich der Westdeutsche Student Kaspar und die Ostberlinerin Birgit beim Deutschlandtreffen der SED-Jugend in Ostberlin kennen. Sie freunden sich an, sie verlieben sich und als er ihretwegen in die DDR ziehen will, bittet Birgit ihn, ihr zur Flucht zu verhelfen. Durch seine Vorbereitung und Hilfe gelingt ihr über Prag und Wien der Weg in den Westen. Was Kaspar erst jetzt erfährt ist, dass Birgit damals von einem verheirateten Parteifunktionär schwanger war. Bei einer Freundin an der Ostsee bringt sie eine Tochter zur Welt. Doch diese Freundin übergibt das Mädchen nicht einem Kinderheim, sondern heimlich dem Kindsvater.
Nachdem Kaspar nun von dieser Tochter weiß, will er sie unbedingt ausfindig machen. Seine Hartnäckigkeit führt ihn in die mecklenburgische Provinz zu den völkischen Siedlern, wo er Birgits Tochter Svenja antrifft. Dort lebt sie mit ihrem Mann, der sie einst von der Straße rettete, in einem von Rechtsradikalen abgeschotteten Dorf. Die Ordnung, die Disziplin, die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe und auch die gemeinsame vierzehnjährige Tochter Sigrun geben Svenja Halt. Erstaunlich ist, was wir beim Lesen über dieses Milieu erfahren - und Kaspar versucht, nun wenigstens seiner „Enkelin“ eine andere Welt zu eröffnen. Eine Welt, die weit ist und die unterschiedliche Meinungen aushält, eine Welt, die durch Kunst, Literatur und Musik so viel Schönes für jeden bereithält.
Wie viele Geheimnisse aus der Vergangenheit kann man seinem Partner zumuten, wie viel Vertrauen muss in einer Familie sein? Wie viele Brüche im Lebenslauf werden akzeptiert? Wann muss man zuhören und hinschauen, miteinander reden und auch handeln? Der Roman von Bernhard Schlink, der mit seinem Buch „Der Vorleser“ einen Weltbestseller schrieb, gibt uns diese interessanten Fragen mit auf den Weg.
Diogenes-Verlag, ISBN 978-3-257-07181-8, 25 Euro
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