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Schöne heile Welt - die Tradwife-Bewegung

EAM |

Bilder von einem sauberen, idyllischen bis nostalgischem Zuhause, Frauen in Kleidern, perfekt gestylt, zeigen uns ihren Alltag auf Social Media Kanälen und preisen das Hausfrauendasein in den höchsten Tönen an.

Sie putzen mit Begeisterung, Kochen und Backen für ihre Liebsten für die sie rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Der Mann ist der Versorger, geht arbeiten, die Frau hält ihm den Rücken frei, kümmert sich um Haushalt und Familie. Dafür hat er auch das Sagen in der Familie, schließlich bringt er das Geld heim!

Tradwife zu deutsch traditionelle Ehefrau ist schon länger ein Trend auf TikTok und Instagram und es werden immer mehr, die aus ihrem Leben erzählen und denen gefolgt wird. Dabei inszenieren sich diese Frauen immer als fröhlich und selbstbewusst, sie haben sich ja bewusst für diese traditionelle Rolle und gegen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf entschieden. Oft hat man beim Betrachten der Reels (Kurzvideos) das Gefühl in die 19fünfziger Jahre zurück versetzt zu sein, man erinnert sich an Filme aus der Zeit, in der das Hausfrauendasein als rund um erfüllend dargestellt wurde. Die harmonische klassische Familie – Vater, Mutter Kind(er) - mit klar definierten Rollen. Oder man erinnert sich an Werbespots mit Frauen, die sich freuen, wenn ihre Kinder verschmutzt nach Hause kommen, man hat ja den weißen Riesen, der die Frau beim Waschen glücklich macht!

Die Tradwifes teilen ihre Rezepte, mit denen sie ihre Familie nach einem anstrengenden Tag beglücken, sie geben Tipps zum Styling, sie tauschen sich gegenseitig aus und geben Ratschläge zum Verwöhnen des geliebten Partners. Schließlich soll er ja abends wieder gerne zurück nach Hause kommen wollen. Konservative Werte werden hier völlig verklärt und unkritisch dargestellt.

Dieses neue Hausfrauenideal propagiert über Social Media stammt aus den USA und erfreut sich mittlerweile auch in anderen Nationen als Ausdruck und Wahrnehmung neuer Fraulichkeit in den Social Media Kanälen. Die Darstellung konservativer Werte an sich, die bewusste Entscheidung für das Hausfrauensein sind nicht per se problematisch, schließlich war und ist es ja auch ein Ziel der Emanzipation, dass Frauen sich bewusst entscheiden können und dürfen, wie sie leben wollen. Viele Tradwifes erfahren große Bewunderung von anderen Frauen dafür, dass sie so selbstbewusst für ihre Rolle als Hausfrau eintreten. Was dabei aber leider übersehen wird ist, dass diese traditionellen Rollenbilder, Frauen wieder nicht nur in wirtschaftliche Abhängigkeit ihrer Männer geraten lassen, sondern es besteht auch die Gefahr, dass sie sich wieder unterdrücken lassen, denn wer zahlt, schafft an.

Erschwerend kommt hinzu, dass rechtspopulistische Parteien dieses alte neue Frauenbild als das einzig Richtige ebenfalls propagieren, untersetzt mit rechtsextremen und völkischen Narrativen. Da wird dann als Pendent zu „echten Männern“ wie sie der AFD-Politiker Krahl in einem Reel beschrieb, die „echte Frau“ als Hausfrau und Mutter von Influencerinnen als das neue und einzigartig angestrebte Ideal dargestellt. Manche Influencerinnen lassen sich hier instrumentalisieren, andere handeln aus Überzeugung. Schließlich ist das traditionelle Familienbild im AFD-Parteiprogramm festgehalten und mit Reels auf TikTok kann man die junge Generation schnell und vor allem leicht erreichen. Da kann man neben den Rezepten, Schönheits- und Verwöhntipps auch schnell mal die eine oder andere braune Botschaft unterbringen, ohne dass die Followerinnen es gleich merken.

Die Tradwife-bewegung ist eine noch sehr kleine Bewegung und nicht alle lassen sich hier für rechtsextremes Gedankengut instrumentalisieren. Dennoch ist es keine harmlose Bewegung, da sie für Frauen nicht unproblematisch ist und ihnen zum Verhängnis werden kann, wenn die Ehe scheitert, der Partner stirbt. Diese Abhängigkeit vom Partner darf nicht nur wirtschaftlich gesehen werden, sondern auch in Hinblick auf Machtstrukturen und Ungleichheiten. Hierfür braucht es Aufklärungs- und Bildungsangebote insbesondere für junge Menschen, damit diese den neuen Idealen nicht einfach unkritisch folgen oder sie gar leben ohne sich der möglichen Konsequenzen bewusst zu sein. Aber auch die politische Bildung sowie die Medienbildung sind hierbei zentral, damit rechtspopulistische bis rechtsextreme Botschaften erkannt und durchschaut werden können und nicht unreflektiert geteilt und übernommen werden.

Sabine Jörk
Vorsitzende der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Medien

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© Foto: pixabay.com

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