Digitalisierung - Segen oder Fluch? Studientag über die Auswirkungen auf die gesellschaftliche Teilhabe.
Duisburg - Gesellschaftliche Teilhabe muss mit und ohne Internet möglich sein.
Dies war die zentrale Forderung der Teilnehmerinnen eines Studientages des Deutschen Evangelischen Frauenbundes (DEF) am 9. März 2023 in Duisburg.
„Wir erleben zurzeit eine digitale Revolution, die die Welt auf den Kopf zu stellen scheint: Technisch, ökonomisch und kulturell. Sie verändert unseren Alltag rasant und prägt bereits heute unser aller Leben. Auch Seniorinnen und Senioren werden genötigt, sich auf eine digitale Welt einzustellen. Wer die Chancen der digitalen Medien nicht nutzen kann, steht in Gefahr ausgeschlossen zu werden. Bürgerämter vergeben Termine nur noch über das Internetportal und die Tagesschau vermittelt Zusatzinformationen ausschließlich über Tageschau.de. Diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten“, so Irmtraut Pütter, DEF-Schwerpunktbeauftragte für den Demografischen Wandel bei ihrer Einführung.
In ihren Vorträgen gingen Simon Konermann, Referent für Projekt- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, Christian Schicha, Professor für Medienethik an der FAU Erlangen-Nürnberg, Luitgard Herrmann als DEF-Schwerpunkbeauftragte Medien und Christine Steffen von der Verbraucherzentrale NRW der Frage nach, welche Rahmenbedingungen gegeben sein müssen, um allen Menschen gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen und wie die Exklusion von Menschen verhindert werden kann, die aus unterschiedlichen Gründen den Weg der Digitalisierung nicht mitgehen können oder wollen.
„Der DEF fordert aufgrund der zunehmenden Digitalisierung Unterstützungsangebote in allen Kommunen einzurichten, um allen Bürgern wohnortnahe Hilfe und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen“, so Anna Kaib, DEF-Bundesvorsitzende am Ende der Tagung.
Konkret bedeutet dies:
- Um allen Menschen gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, muss diese sowohl digital als auch analog möglich sein. Zum Beispiel sollte neben der Terminvereinbarung über das Internet auch eine Vereinbarung per Telefon angeboten werden.
- Kostenlose Unterstützungsangebote in Präsenz und Digital müssen dauerhaft finanziert werden, wie z.B. Sprechstunden zur Nutzung von Smartphone, Tablet und Co. Auch ehrenamtliche Angebote brauchen finanzielle Förderung, zum Beispiel für Technik.
- Verlässliche, vertrauenswürdige und niederschwellige Unterstützungsnetzwerke müssen aufgebaut werden, zum einen durch Kommunen für deren digitale Behördengänge, zum anderen durch Banken, Versicherungen, Gesundheits- und Sozialversicherungsträger für deren digitale Geschäfte und Anträge. Hilfe durch Ehrenamtliche ist hier aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich.
Über uns: Verantwortung übernehmen für sich und andere: Getragen von diesem Motto nimmt der Deutsche Evangelische Frauenbund seit 1899, dem Jahr seiner Gründung, Einfluss auf kirchen- und gesellschaftspolitische Entscheidungen und die Förderung von Frauen. Auf der Grundlage des Evangeliums engagieren sich Frauen im DEF ehrenamtlich in Kirche und Gesellschaft -übergemeindlich, überparteilich und ökumenisch offen. Der DEF ist bundesweit organisiert in Landes-, Orts- und Anschlussverbänden sowie in Arbeitsgemeinschaften. Durch Veranstaltungen auf Bundes-, Landes- und Ortsebene fördert der DEF die eigenständige Meinungsbildung und schafft so die Voraussetzung für eigenverantwortliches Engagement von Frauen. Als Forum kritisch denkender und handelnder Frauen setzt sich der DEF ein für: Frauen- und Familienfragen, Kirchen- und Gesellschaftspolitik, Generationengerechtigkeit, Medienkompetenz, Umwelt- und Verbraucherfragen.
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