Persönliche Gedanken zum 8. März
Hatten Sie auch den Eindruck, dass in diesem Jahr rund um den Equal-Pay-Tag und dem Internationalen Frauentag mehr Aktionen stattfanden und auch darüber berichtet wurde als in den letzten Jahren?
Ich gehe jetzt noch weiter – mehr als vor Corona?
Blicken wir kurz auf den Ursprung zurück. Am 19. März 1911 fand erstmals ein Internationaler Frauentag statt. Initiiert wurde er damals von sozialistischen Organisationen. Schwerpunkte waren: die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen und die Emanzipation von Arbeiterinnen.
Es war auch nicht die erste Initiative, die für Gleichberechtigung (Wahlrecht, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, gleiche Chancen in den Berufen, faire Verteilung der Arbeit in den Familien) plädierte. Ich denke da an August Bebel, der die Forderung für die Frauen im Jahr 1860 an die Gesellschaft stellte.
Es ist also bereits ein langer Weg, den Frauen gegangen sind – und es ist leider (!) noch kein Ende abzusehen.
Erst vor kurzem erstritt eine Frau den gleichen Lohn wie ihr Kollege, der die gleiche Tätigkeit erledigte. Warum bekam der Mann mehr? Der Chef teilte mit, der Kollege hätte eben besser verhandelt. Welche fehlende Wertschätzung steckt für Frauen in diesem Urteilt! Sicher hat die Klagende erst einen Weg im Gespräch gesucht – vermute ich – und hat da auch eine Abfuhr bekommen. Meine Hochachtung vor dieser Frau, die Mut und viel Kraft aufbrachte um ihr Recht (!) zu bekommen.
Studien haben bereits mehrfach aufgezeigt, dass Frauen ihr Licht sehr oft „unter den Scheffel stellen“. Bei gleicher Qualifikation glauben viele Frauen, dass sie sich durch Mehrarbeit – bezahlt (?) - hocharbeiten müssen, was auch oft von den Firmen gerne angenommen wird. Die Studien zeigen leider auch, dass diese Mehrarbeit bei der Stellenneubesetzung nicht zählt. Argumente wie: „Sie wollen doch sicher noch Kinder?“, „Sind Sie der Doppelbelastung von Kindererziehung, Haushalt und Berufstätigkeit gewachsen?“, „Ihre Flexibilität ist sicher durch Ihre Familiensituation eingeschränkt – darum haben wir Herrn …. vorgezogen!“ Diese Aufzählung ist erweiterbar: Fakt ist, Frauen werden mit Familie verknüpft. Männer, die auch Ehemänner und Väter sind – nicht – warum nicht?
Bei der einzigen Frauenveranstaltung, an der ich teilnahm, war ein Mann der Hauptredner des Abends. Er ärgere sich über die Rollenzuteilung, die immer noch stattfinde, meinte er. Er hat mit seiner „Lebenskomplizin“ vier Kinder. Selbstverständlich ist klar geregelt, wer, wann, was innerhalb der Familie zu erledigen hat – zu gleichen Teilen. Die noch bestehende Rolleneinteilung zeigte er an einem besonderen Beispiel auf. Er hatte einen Streit mit der Firma Duden. Dort war früher zu lesen: Mutterliebe – fürsorgliche, opferbereite Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. Bei Vaterliebe war zu lesen: Liebe eines Vaters zu seinem Kind. Nach der Aussage des Referenten wurde Mutterliebe inzwischen gleich zu Vaterliebe umgeändert. Ja, dann bekam er wütende Anrufe – von Frauen. Dabei dürfen Frauen und Mütter weiterhin in ihrer persönlichen Weise fürsorglich und opferbereit für ihre Kinder sein – niemand will ihnen das nehmen.
Allerdings kann zu viel Fürsorge und Opferbereitschaft wirklich Opfer fordern. Sie wissen wahrscheinlich schon, worauf ich hinauswill. Wie hieß es früher: „Wir können es uns leisten, dass meine Frau nicht arbeiten gehen muss.“ Leider wurde und wird auch jetzt zu wenig an die Zeit der Rente gedacht. Ich kenne nur zwei Paare, die wirklich bewusst das „Familienfrau-Modell“ gewählt haben und diese Familienfrau so abgesichert haben, dass im Falle einer Scheidung oder einer Witwenschaft die Frau gut versorgt ist. Der Normalfall sieht leider anders aus. In meinem Bekanntenkreis gibt es etliche Frauen, die trotz Rente noch einen 520-Euro-Job haben, um über die Runden zu kommen.
Werfe ich nun den nächsten Blick in mein Umfeld und schaue mir die jungen Frauen mit Kindern an: Arbeit ja, aber Teilzeit. Alleinerziehenden bleibt überhaupt keine Wahl, sie arbeiten kaum Vollzeit – und empfinden den Gedanken an die später bessere Rente zum heutigen Zeitpunkt „nicht so wichtig“. Kann ich gut nachempfinden, weil eben bei Alleinerziehenden „der Tag abgearbeitet“ werden muss. Ohne viel Organisationstalent ist das tägliche Leben nicht zu meistern. Doch Kinder werden schnell groß. Berufstätige Mütter können wieder Vollzeit tätig sein – und sind damit eigenständig. Hoffentlich haben sie keine Lohnsteuerklasse 5 eingetragen. Dabei ist Klasse 4 für beide gleichwertig – die Steuervergütung gibt es halt beim Jahresausgleich, der natürlich auch halbe/halbe geteilt werden sollte. Ehrlich, zu der Lohnsteuerklassewahl habe ich mir bei jungen Frauen schon den Mund fusselig geredet.
Begonnen habe ich meine Gedanken mit dem Ursprung des Internationalen Frauentages – und bin am Ende in alltäglichen Ungleichheiten „versunken“.
Zum Ende noch ein Gedanke zur Geschlechtergerechtigkeit. Vor allem bei jungen Menschen ist es derzeit aktuell, ich formuliere nun umschreibend, nicht zu wissen und es deshalb herauszufinden, ob ich Frau oder Mann bin. Sicher für die betroffenen Personen ein sehr ins Leben eingreifende Situation. Die Diskussion muss auch geführt werden. Allerdings habe ich persönlich Sorge, dass darüber die Gleichberechtigung für die „allgemeine“ Frau wieder aus dem Blickfeld rückt – oder noch schlimmer. Die Frauen baden die Diskussion um mögliche Geschlechtsumwandlung aus. Es wird pauschaliert, bis hin zu der Bemerkung: Schließlich haben ja die Frauen diese Personen erzogen. Sind wir dann als Frauen für Menschen in ihrer speziellen Lebenssituation verantwortlich – sicher nicht. Jede Person hat einen Vater und eine Mutter.
Schließen möchte ich mit: Werden wir nicht müde unser gleiches Recht zu fordern – in der Gesellschaft, in der Berufswelt und in den Familien. *
Hannelore Täufer
Vorsitzende AEH
*Ein wichtiger Beitrag hierfür ist aber die Sichtbarkeit der ganzen Arbeit von Frauen – sei es im Erwerbsleben, im Privathaushalten oder im bürgerschaftlichen Engagement. Der Deutsche Evangelische Frauenbund fordert daher eine gleichwertige Darstellung vom Brutto-Inland-Produkt und von den unentgeltlich erbrachten Leistungen der privaten Haushalte und des Ehrenamts, denn nicht nur das Brutto-Inlands-Produkt (BIP) zählt! (siehe https://www.def-bayern.de/ueber-uns/aus-dem-bundesverband
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