Oktober-Rundbrief 2023
In der Reihe "Gedanken und Forderungen zu den 17 Zielen der Nachhaltigkeit" beschäftigt sich Inge Gehlert im Oktober mit dem UN-Ziel "Industrie, Innovation und Infrastruktur", d.h. eine widerstandsfähige Infrastruktur aufzubauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung zu fördern und Innovationen zu unterstützen.
Die Zukunft wird anders, aber nicht weniger lebenswert
Im September habe ich gefragt und aufgezeigt, was der einzelne Mensch machen kann, um nachhaltig zu leben. Und da gibt es eine ganze Menge kleiner Schritte. Aber das reicht nicht. „Fridays for Future“ und auch die „Letzte Generation“ machen mit ihren Aktionen auf den mangelnden Klimaschutz und die zu wenigen politischen Bemühungen in dieser Richtung aufmerksam. Aber ihre Aktionen verstören und ärgern viele Menschen und statt zu unterstützen, erregen sie Widerstand und lähmen manche kleinen Initiativen von Bürgerinnen und Bürgern, die sich für „mehr Grün“ in ihrem Viertel einsetzen wollen.
Auch wenn wir manchmal am liebsten den Kopf in den Sand stecken wollen und von der Welt und ihren Problemen nichts mehr hören und sehen wollen, so ist das doch keine reale Alternative. Wir müssen uns einmischen, gerade als Christen und uns für eine gesunde Umwelt einsetzen. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, dass uns gelingt den Temperaturanstieg zu begrenzen. Wir wissen, dass es nicht einfach ist. Viele komplexe Fragen sind zu stellen und darauf gibt es auch nur komplexe Antworten. Einfache Schemata wären uns lieber, aber die Welt ist leider nicht so. Auch wenn manche Parteien, die auch noch viele Anhänger finden, uns weismachen wollen, dass es keinen Klimawandel gibt und dass ein „weiter so“die richtige Antwort ist und sie aus allen Klimaschutzabkommen austreten wollen. Sind das die „Christlichen Werte“, die sie verteidigen wollen? Gott sei Dank haben sie bisher noch keine Mehrheit, wenn auch der Zuwachs an Stimmen alle demokratischen Bürgerinnen und Bürger aufrütteln muss. Unsere Demokratie braucht einen stärkeren Rückhalt in der Bevölkerung. Das ist einerseits die Aufgabe der Politik, aber andererseits die eines jeden von uns. Ich möchte nicht von einem „starkem Mann“ oder einer „starken Frau“ regiert werden, die mir sagen, was ich zu denken und zu lesen habe.
Unsere Grundrechte sind mir wichtig.
Aber dann kann man entdecken, dass es auch positive Meldungen gibt. Die Zukunft müssen wir nicht nur schwarzmalen. Es gibt Grautöne, aber auch helle Flecken. Jugendliche in der ganzen Welt bauen demokratische Strukturen in ihren Gemeinden auf. Sie engagieren sich für Bildung und eine andere Landwirtschaft, damit sie in ihrem Land weiterleben können und nicht zur Migration gezwungen sind. So gibt es in Simbabwe eine Jugendinitiative „Zela“ für Umweltprojekte, in Kenia die Aktivitäten von „Dialogue works“ und trotz aller Unterdrückung machen sich die Frauen in Afghanistan stark für ihre Rechte. Bildung ist der Schlüssel für das Einstehen können für sich selbst und andere. Dies zu unterstützen, muss unser aller Ziel sein.
Da dürfen wir aber nicht nur in die Länder schauen, wo unsere Entwicklungshilfe hin fliest, sondern auch in unserem eigenen Land muss noch viel in Bildung investiert werden. Es gibt immer noch viel zu viele junge Menschen, die die Schule ohne Abschluss abbrechen und dann auch keine Lehrstelle finden. Wir dürfen auch bei uns niemanden abschreiben. Wir brauchen junge Menschen, die sich gerne einbringen und neue Lösungen finden wollen.
Eigentlich müssen wir auch keine Angst haben, denn es gibt diese Menschen. Wir wissen nur nichts von ihnen. Viele Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen forschen intensiv an Lösungen, für ein nachhaltigeres Leben. Sie wollen in den Dialog treten und da gibt es das „Futurium“ in Berlin, wo die Welt von morgen entwickelt werden soll (siehe Bild). Industrie und Forscher entwickeln aus nachwachsenden Rohstoffen Ersatzstoffe für Plastik, sie wollen anders bauen - ohne Beton, ohne Sand. Die Wirtschaft arbeitet bewusst für die Welt von morgen, denn die Manager wissen, dass sie sonst den Anschluss verlieren. Wenn in der Presse und in den sozialen Medien oft auch andere Töne zu hören sind.
Unsere Mobilität wird neu gedacht, mit Schiene, Bus und auch eigenen Autos, die aber auch ohne fossile Brennstoffe angetrieben werden. Das Leben der zukünftigen Generationen wird anders werden, aber nicht weniger lebenswert. Im „Futurium“ kann man in Workshops und in Laboren selber mitdenken, mittüfteln und Neues entstehen lassen. Aber nicht alle können nach Berlin fahren, doch auch in Sinsheim ist eine „KLIMAARENA“, die Familien aufruft, zum Gestalter einer nachhaltigen Zukunft zu werden. Und wahrscheinlich in anderen Bundesländern ebenso.
Auch die christlichen Kirchen rufen zur Umkehr auf, wie der Papst in seinem Apostolischen Schreiben „Laudate Deum“. Dort nennt er die Umweltzerstörung beim Namen und wendet sich gegen die Klimawandelleugner und Traditionalisten in seiner eigenen Kirche. Er fordert eine neue Sozialpolitik, „weil die Welt so multipolar und komplex wird, dass ein anderer Rahmen für eine effektive Zusammenarbeit erforderlich wird. Es brauche eine größere Demokratisierung der Prozesse. Es wird nicht mehr hilfreich sein, Institutionen aufrecht zu erhalten, die die Rechte der Stärkeren wahren, ohne sich um die Rechte aller zu kümmern.“ Unsere evangelische Kirche, gerade in Bayern, steht da ganz auf der Seite des Papstes.
Hier gibt es die Ökumene und das gemeinsame Eintreten für die „Bewahrung der Schöpfung“ und auch das Eintreten für die Würde aller Menschen, was eine Sozialpolitik einfordert, die auch von Nächstenliebe geprägt sein soll. Schauen Sie doch, was ihre Kirchengemeinde vor Ort tut. Wo tritt unsere Kirche für benachteiligte Menschen ein? Kennen Sie die Aktion mit dem „Grünen Gockel“ für eine nachhaltige Kirche?
Ich wünsche Ihnen einen goldenen Oktober!
Ihre
Inge Gehlert,
Verwaltungsratsvorsitzende
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