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Nachhaltigkeit und der Preis für Lebensmittel – ein sehr komplexes Thema und der Versuch einer Annäherung

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Wahrscheinlich haben Sie schon mehrmals gelesen oder gehört, dass die Preise für Lebensmittel, die wir im Laden zahlen, nicht korrekt sind. Lebensmittel müssten viel teurer sein! Es gibt dazu bereits seit vielen Jahren verschiedene Studien.

„Aus volkswirtschaftlicher Sicht handelt es sich um eine erhebliche Preis- und Marktverzerrung“, erklärt der Augsburger Volkswirt Tobias Gaugler. Er und seine Kolleginnen und Kollegen haben in der Forschungs­gruppe „Märkte für Menschen“ untersucht, welche gesellschaftlichen Folgekosten durch die Tierhaltung in Deutschland entstehen. Sie modellierten die gesell­schaftlichen Schäden durch Antibiotikaresistenzen und Stickstoffdüngung. Allein die Nitratbelastung ver­ursacht in Deutschland jedes Jahr Folgekosten von über 10 Milliarden Euro, fanden sie heraus. Auf die Lebensmittelpreise umgelegt, entspricht das einem Preisaufschlag von fast 10 Prozent für konventionelle tierische Lebensmittel. Für tierische Bioprodukte lägen die Mehrkosten bei 4 Prozent. Diese Abschät­zung berücksichtigt aber noch nicht die Folgekosten durch Bodenabbau, Regenwaldvernichtung, Verlust der Biodiversität und Klimabelastung. Bio-Lebens­mittel wären vermutlich günstiger als konventionelle, wenn man alle Folgekosten der industriellen Land­wirtschaft auf den Preis aufschlägt, vermuten die Wissenschaftler*innen (Gaugler und Michalke 2017). Auch für Österreich liegt seit 2013 ein Diskussions­papier vor: Es geht davon aus, dass die biologische Landwirtschaft gut ein Drittel geringere Folgekosten verursacht als die konventionelle (Schader et al. 2013).

Vielen Menschen ist seit vielen Jahren klar, dass wir Lebensmittel zwei Mal bezahlen. Einmal den Preis beim Einkauf und darüber hinaus auch die ver­steckten Kosten. Hier nur einige Beispiele: Die durch Überdüngung bedingte Grundwasserbelastung erfordert effektivere Kläranlagen – die über Kanalgebühren finanziert werden müssen.

Stark bearbeitete Lebensmittel und die Verwendung von vielen Fertiggerichten führen verstärkt zu Aller­gien und Unverträglichkeiten. Deren medizinische Behandlung schlägt sich in erhöhten Krankenkassen­beiträgen nieder.

Viele Bauern erhöhen die Anzahl der Rinder, um mehr Milch und Fleisch zu produzieren. Der dadurch er­höhte CO2-Ausstoß verstärkt den Klimawandel und in dessen Folge auch die Häufigkeit der katastrophalen Stürme, Dürren und Überschwemmungen, was sich in Erhöhung von Versicherungsbeiträgen nieder­schlägt und durch unser Steueraufkommen reguliert werden muss.

Die Produktion von Verpackungsmaterial, meist Plastik aus Erdöl, erfordert enorme Energiemengen, verschmutzt die Luft, was wiederum zu Erkrankungen der Atemwege und der Haut führt – und ja, auch zu erhöhten Krankenkassenkosten. Und die Entsorgung der Berge an Verpackungsmaterial schließlich wird über die Müllgebühren finanziert.

Ich bin sicher, dass Sie noch weitere Beispiele hinzu­fügen könnten. Sie merken auch, dies ist ein sehr komplexes, aber notwendiges Thema – wenn es uns denn ernst ist mit dem nachhaltigen Leben.

Wäre es sinnvoll, neben dem Preis für die Ware zusätzlich den Ansatz für Herstellung der Ver­packung, Transport der Ware und der Verpackung, Entsorgung usw. auszuweisen Wir müssen so handeln, dass versteckte Kosten minimiert werden – noch besser: gar nicht entstehen. Zum Beispiel der Einkauf am Wochenmarkt/beim Direkt­vermarkter mit Korb oder Tasche, Gemüse und Obst lose gekauft, Behältnisse für Wurst und Käse mitgebracht – das alles braucht weniger Verpackung. Viele sind gut dabei, doch es müssen viel mehr Menschen werden, die sich auf diesem Weg bewegen.

In Kindergärten, Horten und Schulen braucht es mehr Aktionen, damit anders eingekauft wird und Tricks der Werbung bewusst wahrgenommen wer­den, z.B. Süßes in dreifacher Verpackung. Der Hinweis „ist praktisch und sauber“ darf da nicht gelten. Perlon- Hemden wurden bei ihrer Einführung als prak­tisch und bügelfrei vorgestellt, an die Umwelt­belastung dachte niemand.

Auch die Änderung unseres Konsumverhaltens wäre ein guter Schritt – bei Kleidung, Schuhen, dem Auto… Sicher ist, über versteckte Kosten muss mehr geredet werden.

Ihre

Hannelore Täufer

 

 

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Bildquelle: adobe.com
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