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"Hochwertige Bildung - ein wichtiger Baustein für nachhaltige Entwicklung"

DEF |

Nachhaltigkeit, das Wort der letzten Jahre und auch der Zukunft. Schon 2015 hat die UN die 17 Ziele der Nachhaltigkeit beschlossen, auch wir haben sie bereits in einem unserer Hefte "DEF aktuell" vorgestellt, und bis 2030 soll weltweit eine tragfähige Lösung für die Umsetzung erarbeitet sein.

Selbstdenken ist der höchste Mut.
Wer wagt, selbst zu denken,
der wird auch selbst handeln.

(Marie von Ebner- Eschenbach)

Das ist ein guter Spruch für ein neues Jahr. Viele Menschen beginnen ein neues Jahr mit guten Vorsätzen, weniger zu essen, mehr Bewegung, etwas Neues zu lernen, achtsamer zu sein und ähnliches. Wie nachhaltig diese Vorsätze sein werden, stellt sich am Ende des Jahres heraus. Meistens haben die „guten Vorsätze“ kein sehr langes Leben. Aber es ist dennoch nicht falsch, sich am Anfang eines neuen Jahres Gedanken zu machen, wie nachhaltig ich mein Leben gestalten will.

Nachhaltigkeit, das Wort der letzten Jahre und auch der Zukunft.  Schon 2015 hat die UN die 17 Ziele der Nachhaltigkeit beschlossen, auch wir haben sie bereits in einem unserer Hefte „DEF aktuell“ vorgestellt, und bis 2030 soll weltweit eine tragfähige Lösung für die Umsetzung erarbeitet sein.

Dabei geht es um eine gerechtere Welt, die auch in Zukunft noch bewohnbar sein soll. Um dies zu erreichen sind viele Schritte, kleine und große, notwendig. Staaten müssen kooperieren, Industrien müssen sich wandeln, aber auch der einzelne Bürger, die einzelne Bürgerin kann durch das eigene Verhalten beitragen, dass sich die Ziele einhalten lassen.

Ich werde jetzt aber keine Tipps geben für ein plastikfreies Leben oder wie Seife selbst hergestellt werden kann. Das können andere besser erklären. Ich möchte andere Aspekte der Nachhaltigkeit betonen, die mehr generell sind und das gesellschaftspolitische Miteinander betreffen.

Ein wichtiges Ziel für die Umsetzung der Nachhaltigkeit ist die Förderung der Bildung. Weltweit aber auch hier bei uns. Der Frauenbund hat sich seit seiner Gründung für allgemeine und gerechte Bildungschancen eingesetzt. Früher waren es vor allem Mädchen und Frauen, denen Bildungschancen verwehrt wurden, und wie wir in Afghanistan sehen, werden dort wieder Mädchen und Frauen von Bildungsangeboten ausgeschlossen. Aber die afghanischen jungen Frauen sind sehr kreativ und so motiviert zu lernen, dass sie neue Wege suchen, um ihr Wissen zu erweitern. Wenn die Schulgebäude abgebrannt werden, so lernen sie nun heimlich in Zelten, die sehr schnell auf- und abgebaut werden können. Ihre „Lehrerin“ sitzt inzwischen in Deutschland an einem Laptop und gibt von hier aus den Unterricht. Natürlich haben die Schülerinnen nicht alle einen Laptop, aber mindestens ein Smartphone ist vorhanden. Und das Internet funktioniert. Bücher und Hefte müssen versteckt werden, aber das nehmen die Mädchen auf sich, um eine Zukunft zu haben. Interessanterweise schicken „Hardcore Taliban“ ihre eigenen Töchter ins Ausland, damit sie dort lernen und studieren können. „Doppelmoral“?! Lehrerinnen im eigenen Land haben kein sicheres Leben.

So kann nur ein Minimum an Bildung weitergegeben werden, aber darauf können die jungen Menschen aufbauen, wenn die Bedingungen wieder anders werden.

Es reicht heutzutage nicht, ob als Frau oder als Mann, wenn man nur die Grundbegriffe von Rechnen, Lesen und Schreiben kennt, sondern die Welt ist so vielschichtig, so digital geworden, dass mehr dazu gehört, um ein eigenständiges Leben führen zu können. Um den Satz von Marie von Ebner-Eschenbach auch nachvollziehen zu können, müssen wir lernen, das Wissen, was wir uns angeeignet haben, einzuordnen. Von diesem Standpunkt aus können wir unsere Entscheidungen treffen, die wir dann auch begründen können. Daher müssen die Bildungsangebote auch weiter gefasst werden und allen Menschen zugänglich sein.

Und daran krankt es weltweit, aber auch bei uns. Zugang zu Grund- und weiterführenden Schulen ist in vielen Ländern kostenlos, aber dann kostet vielleicht die Schuluniform Geld. Hefte und Bücher oder Tablets sind auch nicht kostenlos. Diese Kosten können viele Familien nicht aufbringen, oder höchstens für ein Kind, und dann ist das der Sohn und nicht die Tochter. Frühkindliche Bildung, mit Kindertagesstätten für Kinder ab 1 Jahr gibt es häufig gar nicht, und wenn es sie gibt, dann sind sie teuer.

Aber gerade in den Kindertagesstätten lernen Kinder das soziale Miteinander. In den ein-/zwei Kind Familien besteht ein großer Bedarf dazu. Denn Bildung ist mehr als nur die Anhäufung von Wissen. Soziales Miteinander, Gemeinsinn vor Eigensinn, Erlernen der Spielregeln von Demokratie, das geschieht in einer größeren Gemeinschaft. Da ist es gut, wenn die Kinder dies von früh an erleben. Der Satz: „Es braucht ein ganzes Dorf, um Kinder zu erziehen,“ hat auch heute noch seine Berechtigung. Aber wir leben nicht alle auf dem Dorf und daher benötigen wir andere Strukturen, damit Kinder eine gute Kindheit haben und ihr Interesse an der Welt gefördert wird. Kinder sind von Natur aus neugierig. Diese Neugier spielerisch zu entwickeln, dazu können gute Kindertagesstätten helfen. Nicht alle Kinder haben Eltern, die ihnen einen guten Start ins Leben ermöglichen können. Ein sozialer Staat muss daher für Chancengerechtigkeit sorgen und gerade benachteiligte Kinder fördern. Und daran hapert es vielfach in Deutschland. Viel zu wenig Kinderbetreuung, zu wenig Erzieherinnen und Erzieher, zu wenig Lehrerinnen und Lehrer, zu wenig Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen. Von allen zu wenig, um Defizite aufzufangen.

Nur wenn Marie und Thomas ganz selbstverständlich mit Ayshe und Ahmed oder Olga und Vladimir spielen und gemeinsam lernen, werden sie sie nicht als Fremde, sondern als Freunde wahrnehmen. Kinder jeglicher Hautfarbe müssen die gleichen Startbedingungen haben, sie müssen als gleichwertig anerkannt werden. Dann werden sie später ganz selbstverständlich gerne Staatsbürger dieses Landes sein.  

„Ich glaube an eine bessere Zukunft. Dass wir ein Land sein können, in dem wirklich alle Menschen die Chance haben, ein gutes Leben zu führen und ihre Träume zu verwirklichen. Dass es uns gelingen kann, miteinander in Frieden, gegenseitigem Respekt und Solidarität gut zusammen zu leben – im Dorf, im Land, sogar weltweit.“

Dies sagt Prof. Lars Castellucci, Vorsitzender des Innenausschusses der Bundesregierung. Diesen Worten von Prof. Castellucci schließe ich mich gern an.

Ihre

Inge Gehlert
Verwaltungsratsvorsitzende

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