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Merkwürdig still

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Über das plötzliche Schweigen bei den Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht

Über hundert Frauen werden auf der Silvesterfeier auf der Kölner Domplatte massiv sexuell belästigt. Nach den Aussagen derer, die zur Polizei gegangen sind, waren es dem Aussehen nach Ausländer, Männer aus Nordafrika, die sie in die Enge getrieben, regelrecht in die Zange genommen haben, in der Gruppe bedrängt, betatscht, bis hin zur Vergewaltigung. Hinterher waren auch Handys und Geld weg, obendrein. Aber die Verletzung an Körper und Seele durch die sexuelle Gewalt wiegt ungleich schwerer. Und das als Massenphänomen in der Mitte einer deutschen Großstadt, sozusagen auf dem Präsentierteller! Die Polizei war zwar da, aber irgendwie doch nicht zur Stelle. Unvorstellbar! Was soll das denn jetzt heißen: Kann eine Frau in Deutschland nicht mehr an öffentlichen Versammlungen teilnehmen, ohne Opfer von Männerbanden zu werden, die sie umzingeln um ihr Gewalt anzutun?

 

Aber es ist merkwürdig still. Es dauert Tage, bis herauskommt, wie massenhaft die sexualisierte Gewalt gegen Frauen mitten im Herzen einer deutschen Großstadt, auf einem großen Platz, gewesen ist. Das mag auf dem Tahrirplatz in Kairo gewesen sein, wir wissen es, haben davon gehört. Aber bei uns? 

 

Wo bleibt der Aufschrei? Der in der Politik und in den Medien, aber auch der in den Frauenverbänden, in der Zivilgesellschaft? Ist es also ein entsetztes Schweigen? 

 

Auf eine Art ist es wie immer bei sexueller Gewalt: Die Mädchen und Frauen können uns nur leid tun. Denn sie finden erst keine Hilfe, und später dann kein Gehör und keinen Glauben. Es ist einfach zu unangenehm.

 

Zum schamvollen Schweigen über die körperliche und sexuelle Gewalt gehört auch das über das offensichtliche Versagen der Behörden. Von „Überforderung“ der Polizei war die Rede. Von Beamten, von zu vielen gestrichenen Stellen in neoliberal reformierten Staaten wie unserem. Nur von den Opfern und den Tätern war wenig bis gar nicht die Rede. Immerhin, es gab ein paar erste Festnahmen. Aber sie mussten einige auch bereits wieder freilassen.

 

Ein schwer verständliches Schweigen in unseren sonst so geschwätzigen und bisweilen hyperaktiven Medien, den Boulevardzeitungen, den Sendungen, den Sozialen Netzwerken, die alles in Sekundenschnelle umschlagen und dann sich selbst bestätigend immer wiederkäuen. Normalerweise finden wir für alles einen flotten Spruch, ein Bild, ein Symbol. Aber jetzt: Plötzliche Stille. 

 

Sind wir nicht alle bis auf die Knochen blamiert, gedemütigt und vorgeführt, eben durch diese brutale Art des Vorgehens auf der Silvesterfeier? Nicht nur die Frauen sind hilflos und verraten gewesen. Wir alle mit.

 

Kann es sein, dass wir uns alle selbst den Mund verbieten, weil es vermutlich Täter aus Nordafrika und/oder Araber waren? Das Wort war sofort da: Das waren Flüchtlinge! Flüchtlinge, oder auch welche, die schon länger da sind, islamische oder islamistische Männer gehen in der Anonymität einer großen Menschenmenge im Rudel auf Frauen los und tun ihnen sexualisierte Gewalt an. Das ist ein so mannigfacher Tabubruch: Missachtung von und Gewalt gegen Frauen, Sexualisierte Gewalt, Raub, Bruch des Friedens auf Großveranstaltungen, massive Bedrängung. Bandenkriminalität. Und es rührt an unsere ja durchaus vorhandenen Urängste vor dem Fremden an sich, vor dem fremden Mann im Besonderen. Gerade haben wir Hunderttausende von ihnen neu aufgenommen. Trotzdem machen sie uns nachts Angst, und manchmal auch am Tag.  Ängste, die wir alle wohl hüten. Die wir wie im Fall der Ladendiebstähle lieber hinnehmen als melden. Niemand will als grober Ausländerfeind dastehen. Niemand möchte in die rechte Ecke gestellt werden. Niemand will bei Pegidas mitbrüllen und sich auch nur ansatzweise mit denen gemein machen. Niemand will den Populisten, Rechten, Nationalisten verschiedener Couleur und auch parteipolitischer Farbe Zunder geben. Deswegen passt Gewalt an Frauen, begangen von südländischen Männern, gerade vor dem Hintergrund der umstrittenen offenen Flüchtlingspolitik und der Hetze dagegen so schlecht ins Bild. Das schöne Bild, das wir uns von uns selbst gemacht haben. Aber das gehört dann eben auch ins Bild. Und es muss davon gesprochen werden, in der richtigen und angemessenen Weise. 

 

Aber ja, wir dürfen und müssen diese Furcht, und dieses furchtbare Schweigen überwinden. Wir sind uns doch alle einig, dass Integration nur gelingen kann, wenn wir unsere Werte hochhalten. Wir werden unsere freiheitliche Gesellschaft, die so vielen Schutz und Hilfe bieten kann und will, nicht zum Negativen verändern lassen. Wir verteidigen unsere Freiheit, auch und gerade nach den islamistischen Terrorangriffen in Paris. Aber genau deswegen dürfen wir nicht schweigen, wenn Verbrecher, wenn Gewalttäter, und seien es eben auch Menschen mit islamischem Migrationshintergrund, bei uns in Deutschland Frauen angreifen. Wir müssen reden. Allein schon, damit nicht die Hetzer alleine das Wort führen. Und schon gar nicht dürfen sie das letzte Wort haben.

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