Mehr Geld und mehr Anerkennung in Care-Berufen
Podiumsdiskussion zum Equal Pay Day
Im Rahmen des Münchner Bündnisses Equal Pay Day lud der Deutsche Evangelische Frauenbund in seinen Saal im Haus am Kufsteiner Platz in München. Unter der Moderation von Dietlinde Kunad, Bundes- und Landesvorsitzende des DEF, diskutierten Expertinnen der Hauswirtschaft und Krankenpflege über ihre Berufe auf dem Podium "Vielfältig - wichtig - vielfach unterschätzt".
Lydia Klein, Fachlehrerin und Expertin für die Hauswirtschaft und den Verbraucherschutz, sowie Luise Gugel und Gabriele Buchwald für die Krankenpflege schilderten zunächst ihren beruflichen Werdegang, der meist erst nach anderen Tätigkeiten in die Hauswirtschaft bzw. die Krankenpflege führte. Die Krankenpflegeschule, führte Luise Gugel aus, konnten junge Frauen auch erst ab der Volljährigkeit besuchen, und diese trat früher erst mit 21 Jahren ein. Sie habe schon vorher gewusst, dass sie in die Krankenpflege wollte und die Ausbildung begonnen, sobald es dann eben ging. Nach einigen beruflichen Stationen wollte sie ihr Glück auch in München versuchen, wo sie nun seit 42 Jahren lebt. Auch ihre Kollegin Gabriele Buchwald arbeitet seit 30 Jahren in der Krankenpflege. Der Beruf ist sehr verantwortungsvoll, aber der Druck ist sehr gestiegen und die Zeit knapp bemessen. Für das persönliche Gespräch mit Patienten bleibt kaum Zeit. Die Arbeit wird auch von manchen in Teilzeit ausgeübt, was aber vor allem die Stationsleiterinnen bei der Einteilung vor Probleme stellen kann. Denn wenn Pflegerinnen und Pfleger nicht für die drei Schichten eingeteilt werden können wie die voll angestellten Kolleginnen und Kollegen, sondern nur von dann bis dann arbeiten können, müssen andere die fehlenden Stunden bis Schichtende oder ab Schichtbeginn übernehmen. Im Krankenhaus auf den einzelnen Abteilungen ist der Betrieb mitunter sehr hektisch, man muss einen kühlen Kopf bewahren. Alle müssen sich aufeinander verlassen können. Dass das möglich und üblich ist, wissen alle Seiten zu schätzen, auch die Ärzteschaft.
Der Beruf einer Krankenschwester, der so viel mit dem Leben zu tun hat, ist anstrengend. Insbesondere auch die körperlichen Belastungen führen dazu, dass viele Pflegerinnen nicht in der Lage sind, den Beruf bis zum Renteneintritt mit 65 oder 67 zu leisten. Sie müssen dann für andere Tätigkeiten eingeteilt werden. Auch nach der Rente arbeiten viele Krankenpflegerinnen weiter, zum Beispiel in der Betreuung von Patientinnen und Patienten zu Hause. Luise Gugel ist ehrenamlich tätig; sie betreut kranke Menschen, dass sie ihren letzten Weg nicht alleine gehen müssen.
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Digitalisierung kann Teilbereiche der Arbeit vereinfachen; aber Automatisation ist keine wirkliche Alternative für den Dienst am Menschen. Die Rolle der menschlichen Zuwendung unterstrich auch Lydia Klein für den Bereich der Hauswirtschaft. Eine Hauswirtschafterin, ob nun in einem Privathaushalt oder wie überwiegend in einer Institution angestellt, wird immer für eine Umgebung sorgen, die nicht nur sauber und gepflegt, sondern auch schön und für Menschen angenehm gestaltet ist. Der Begriff Hauswirtschaft mit seinen beiden Wortteilen müsse auch nicht unbedingt durch neue Zusammensetzungen mit "Ernährung" und "Versorgung" ersetzt werden. Gerade auf das Wirtschaften können kommt es an, auf das Wissen, wie man mit einem kleinen oder großen Hausstand richtig und pfleglich umgeht, seinen Wert erhält. Auch das Umgehen mit den Finanzen ist darin beinhaltet.
Lydia Klein berät vielfach Fachkolleginnen und sagt ihnen immer, dass sie sich des Wertes ihrer Ausbildung, die bis zu fünf Jahre dauern kann, bewusst sein und auch eine entsprechend gute Bezahlung verlangen sollen. Oft herrscht das Missverständnis und Vorurteil, es handele sich ja nur um "das bisschen Haushalt", das sich quasi von selbst täte und für das man auch nichts können müsse. Dabei ist es ein Ausbildungsberuf, in dem man vielseitig einsetzbar ist und sich auch und gerade denen, die die Meisterprüfung und noch aufbauende Fortbildungen gemacht haben, Chancen bieten. Deswegen ist es auch sehr wichtig, dass die Fachkenntnisse der Hauswirtschaft anerkannt werden und nach einigen Jahren der Diskriminierung die Hauswirtschafterinnen nun wenigstens vorläufig zur Heimleiterqualifizierung in Bayern zugelassen sind. Es wäre unverständlich gewesen, die oftmals sogar als Betriebsleiterin oder Meisterin qualifizierten Kräfte von dieser beruflichen Möglichkeit auszuschließen. Hierfür hat sich auch die Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Haushaltsführungskräfte (AEH) im DEF stark gemacht. Lydia Klein war lange Vorsitzende der AEH und hält sehr viel von den Perspektiven, die die Verbandsarbeit Frauen gerade auch durch die Gremienarbeit ermöglicht. Sie selbst wurde übrigens erst vor kurzem als Vorsitzende des Verwaltungsrates der Verbraucherzentrale Bayern im Amt bestätigt.
Beide untersuchte Berufsfelder, die Hauswirtschaft wie die Krankenpflege sind selten in ihrer zentralen Wichtigkeit für unsere Gesellschaft gesehen und gewürdigt. Das gilt sowohl für die ideelle gesellschaftliche wie auch die finanzielle Anerkennung. Der Lohn ist ausreichend, aber in anderen Branchen als den Care-Berufen wird für weniger harte Arbeit unverhältnismäßig viel besser bezahlt. Es gibt allerdings Bildungs- und Entwicklungschancen, durch die ihre Absolventinnen schon auf eine gute Bezahlung kommen können. Dennoch - wie Lydia Klein mehrfach unterstrich - "Wir können was! Deswegen müssen wir Frauen auch einfach gutes Geld für gute Arbeit verlangen!" Dabei können und sollen die Frauenverbände helfen und die Forderungen der Frauen nach mehr Anerkennung, beruflich und finanziell, nachdrücklich unterstützen.
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