Im Haus Wirtschaften
Seit seiner Gründung im letzten Jahr des 19. Jahrhunderts war es ein Anliegen des DEF, die Familie zu stärken, da der Verband in ihr die Grundlage eines gesunden Staatswesens sah. Daher sollte auch die Frau aus einfachen Verhältnissen nach den Vorstellungen der Damen, die mehrheitlich aus Adel und Bildungsbürgertum kamen, zumindest dann, wenn kleine Kinder da waren, nicht in der Fabrik arbeiten, sondern sich vorrangig um Erziehung und Haushalt kümmern, allenfalls durch begrenzte Heimarbeit dazuverdienen, falls der Lohn des Mannes nicht ausreichte. Durch mannigfache Aktivitäten unterstützte der Verband die Kenntnisse von hauswirtschaftlichem Arbeiten und den wirtschaftlichen Zusammenhängen, sparsame Haushaltsführung, gesunde Nahrungszubereitung – kurz hauswirtschaftliche Kompetenzen, weil man meinte, dass dies zum Wohl der Familie beitragen und in jedem Fall günstig für die kindliche Entwicklung sein würde. Schließlich sollte das neue Jahrhundert ein Jahrhundert des Kindes werden.
Aus einem Bericht über die damalige, teilweise völlig unzureichende Mädchen-Fortbildung der Volksschulabgängerinnen, also gerade einmal 14-Jährige, erfahren wir, wie eine solche Ausbildung, die als hauswirtschaftliche, kaufmännische und pflegerische Berufsausbildung angepriesen wurde, oftmals in der Realität aussah. „Viele dieser Schulen locken junge Lehrmädchen an, indem sie ihnen gute Stellen nach den Lehrmonaten versprechen. Da stehen dann zehn bis zwölf Mädchen herum und sehen einmal zu, wie ein Braten gemacht wird. Einmal dürfen sie auch selbst braten und backen. In der übrigen Zeit aber müssen die Mädchen Kartoffeln und Gemüse putzen für irgendeinen Mittagstisch, den die Inhaberin der Schule unterhält. Ab und zu gibt es dann noch eine theoretische Unterrichtsstunde. Nach einigen Monaten Lehrzeit werden die jungen Mädchen als Stütze gegen möglichst hohen Lohn vermietet – sie, die noch gar nichts selbständig machen können.“
Wie anders sahen da die Angebote aus, die beispielsweise im Rahmen der christlichen Vereine für Heimarbeiterinnen praktiziert wurden, die die Lehrerin Margarete Behm gegründet hatte. Deren „warmherzige und impulsive Art ließ sie das fast Unmögliche fertigbringen: die in der Vereinzelung lebenden Heimarbeiterinnen zum freiwilligen Zusammenschluß, zur Selbsthilfe zu bewegen“, heißt es über sie bei Elly Heuss-Knapp, der Frau des ersten Bundespräsidenten, in ihren Lebenserinnerungen ‚Ausblick vom Münsterturm‘. Schauen wir noch einmal, was uns Dr. Maria Stemme-Sogemeier zum Thema Fortbildung berichtet: „Da die Eßgewohnheiten, die Kochkunst und die Vorstellungen von gesunder Ernährung allgemein sehr unzureichend waren, haben Mutter (die Pfarrfrau in Jöllenbeck) und Frau Waespi (die Frau des Direktors der Seidenfabrik Wertheimer) eine ‚Kochschule‘ eingerichtet, mit einer bescheidenen Küche oben im Bahnhofsgebäude und einer als Lehrkraft engagierten technischen Lehrerin, die Frau Waespi bei sich aufnahm. Außer den Mitgliedern des Arbeiterinnenvereins nahmen auch viele andere junge Mädchen und Frauen mit viel Interesse und gutem Erfolg daran teil.“
In jenen Jahren gab es natürlich auch seriöse Ausbildungsmöglichkeiten. Erinnert sei an die vom liberalen Politiker Adolf Lette im ‚Verein zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts‘ oder in den von Ida von Kortzfleisch, die als beratendes Mitglied im Ausschuss des DEF saß, gegründeten landwirtschaftlichen Frauenschulen, die Reifenstein Schulen. Oft aber konnten kinderreiche Familien das Schulgeld für diese Institutionen nicht aufbringen. Daher waren die an vielen Orten vom DEF angebotenen Kurse sehr sinnvoll und wurden gern besucht. Hier wurde gemeinsam eingekauft und anschließend auch in froher Runde miteinander gespeist. Aber auch diejenigen, die in Berlin in einer von Lina Morgenstern ins Leben gerufenen Suppenküche, die von gebildeten Damen ehrenamtlich geleitet wurden, arbeiteten, konnten dort als Küchenhilfe durchaus ganz nebenbei Kochen lernen und ein fundiertes Wissen über rationales Einkaufen, saisonbedingte günstige Preisangebote, Vorratshaltung usw. erwerben.
Der private Haushalt hingegen bot zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht mehr so viele Lernorte, da durch den technischen Fortschritt etliche Arbeiten wegfielen; denn allmählich musste zumindest in den Großstädten das Wasser nicht mehr am Brunnen geholt, die Petroleumlampen nicht jeden Morgen gereinigt, die Öfen geputzt und neu angelegt werden, da es die ersten Zentralheizungen gab. Damit waren aber auch die Zeiten vorbei, in denen im bürgerlichen Haushalt mehrere Dienstboten beschäftigt waren und fast jedes Jahr eine Anfängerin aufgenommen wurde. Im 19. Jahrhundert kam es nicht selten vor, dass die Mutter ihrer frisch verheirateten Tochter ein von ihr ausgebildetes Dienstmädchen mit in die Ehe gab. Diese treue Perle blieb oft ihr Leben lang in der Familie und wurde im Alter selbstverständlich von dieser umsorgt und betreut.
Nun aber musste nach anderen Möglichkeiten gesucht werden, um ein hauswirtschaftliches Grundwissen zu vermitteln. Der DEF engagierte sich dazu besonders in den Jungfrauenvereinen und war bemüht, anschließend eine passende Arbeit durch eine „regelrechte Stellenvermittlung“ zu besorgen, was sich natürlich nicht an jedem Ort verwirklichen ließ. Aber durch gute Vernetzung waren die Leiterinnen der Vereine in der Lage, auch hier Kontakte herzustellen, zu raten und zu helfen. Man bemühte sich, den jungen Mädchen die Hausarbeit – hier im weitesten Sinn – schmackhaft zu machen und gegen die „geisttötende Beschäftigung“ in der Fabrik als kreativ darzustellen. So heißt es in den Mitteilungen im April 1901: „Näherinnen, Schneiderinnen, Plätterinnen, Dienstmädchen, Ladenmädchen, sie alle müssen denken bei ihrer Arbeit, sie sehen Resultate ihrer Arbeit, ihre Arbeit ist täglich anders, bei der Fabrikarbeiterin bleibt die Arbeit durch Tage, Wochen, Monate, Jahre dieselbe. Sie lernen nicht dazu, üben immer dieselben mechanischen Handgriffe und stehen daher allen häuslichen Arbeiten, wie nähen, flicken, kochen fremd gegenüber.“
Die Probleme der sogenannten Dienstbotenfrage waren allerdings komplizierter. In der Literatur werde oft „mit Spott und Tadel“ gegen dies besondere Dienstverhältnis zu Felde gezogen: „Klagen, und wieder Klagen!“ Es war Herrschaftsnot und Dienstbotennot gleichermaßen, „denn bei dem eigenartigen Verhältnis von Dienstherrschaft und Dienstboten, von Arbeitgeber und Arbeitnehmer im selben Hause, beeinflussen sich beide Teile und hängen so von einander ab, daß der eine ohne den anderen gar nicht zu denken ist“, heißt es 1908 im ‚Handbuch zur Frauenfrage‘ des DEF. Dazu ein andermal ausführlicher.
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