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Feine Handwerkskunst und Kunstwerke der Lorenzkirche

Ortsverband: Rothenburg |

Weihnachtliche Studienfahrt des DEF Rothenburg o.T. nach Nürnberg

Ein inhaltsreicher Tagesausflug nach Nürnberg, die fränkische Metropolregion

Der Deutsche Evangelische Frauenbund (DEF) startete Anfang November zu seinem Herbstausflug mit 82 angemeldeten Mitgliedern und Freunden nach Nürnberg, das schon 1050 erstmals urkundlich erwähnt wurde und als mittelfränkische Metropolregion gilt. Die Stadt ist eine Hochburg des Mittelalters und besitzt seit dem 19. Jahrhundert eine große Tradition in der Industriekultur. 1835 fuhr hier die erste Eisenbahn Deutschlands.

Den ersten Programmpunkt bildete der Besuch im Schloss Faber-Castell in Stein. Das Schloss dient heute als Museum, einzelne Räumlichkeiten können privat oder von Firmen zu Events gemietet werden. Es wurde 1872 im Stil des Historismus erbaut und in den Jahren 1903-06 durch Umbau und Modernisierung ganz auf die Bedürfnisse der neuen Bewohner zugeschnitten.

Allerdings bestand das Bleistiftunternehmen schon seit 1761. Im Jahre 1839 übernahm Freiherr Lothar von Faber den Betrieb und legte fest, welche Länge, Durchmesser und Minenhärtegrad jeder Bleistift in Zukunft haben musste, um immer dieselbe Qualität garantieren zu können.

Das heutige Unternehmen erhielt seinen Doppelnamen durch die Vermählung von Lothar Fabers Enkelin Ottilie mit Alexander zu Castell-Rüdenhausen. Für den Umbau des Schlosses wurden nur edelste Hölzer, Tapeten und technische Neuerungen gewählt, denn das junge Ehepaar legte großen Wert auf die beste Ausstattung. So wurde das Treppenhaus von italienischen Handwerkern über drei Etagen aus bestem Carrara-Marmor gestaltet. Zwischen das makellose Weiß wurden Intarsien aus gelben, beigefarbenen und rötlich schimmernden Marmortönen in allen geometrischen Formen eingelegt und zu einem unübertroffenen Kunstwerk gefügt. Die Helligkeit im Treppenhaus entsteht noch heute durch die großzügigen Fenster im Wettstreit mit dem hellen Marmor.

Auf den drei Etagen waren die Verwaltung, die Repräsentationsräume für Geschäftspartner, der Wohnbereich für die junge Familie mit 6 Kindern untergebracht. Im dritten Stockwerk diente ein großer Ball- und Theatersaal dem Vergnügen und der Abwechslung. Erwähnenswert sind im Wohnbereich die beiden Bäder neben den Schlafzimmern, die ebenfalls aus bestem Marmor errichtet und jeweils auf Ottilies bzw. Alexanders ganz individuelle Bedürfnisse und Wünsche zugeschnitten wurden. Im Bad des Mannes sticht eine Duschvorrichtung hervor, die für die damalige Zeit ein handwerkliches Novum darstellt. Aus diversen gebogenen Metallrohren, die hintereinander angeordnet sind, entstand eine großzügige Duschvorrichtung, aus der das gemischte Wasser kalt/warm von unten bis über den Kopf hervorfloß. Ein Tauchbecken, Wärmestangen für die Handtücher und anderer Komfort wie Spiegelwände und Marmorbassins sind unübersehbare Extras, die der damalige Normalbürger nicht kannte. Die Bevölkerung war froh, wenn sie eine Waschschüssel mit Wasserkrug besaß.

Der Erste Weltkrieg hat nicht nur an der wirtschaftlichen Struktur des Unternehmens gekratzt, sondern auch im späteren Verlauf das Ehepaar Ottilie und Alexander entzweit. Die Spätfolgen von Kriegen sind oft gravierender als seine direkten Auswirkungen. Schloss und Villa sowie die Fabrikgebäude sind von einem gepflegten Park umgeben.

Der Bleistift ist maskulin, die vielen Bleistifte dagegen feminin. Daher verwundert es nicht, wenn im Besucherzentrum von der Glaskuppel ein Kleid baumelt, das aus vielen Bleistiften zusammengesetzt ist. Ein eigenwilliges Kunstwerk. Leider war ein Gang durch die Produktionsstätten nicht möglich. Im angrenzenden Firmenshop konnten alle Produkte bestaunt und gekauft werden.

Um die verbrauchte Energie wieder aufzufrischen, erhielten die Mitreisenden eine aus Rothenburg mitgebrachte Laugenbrezel zum Verzehr im Sonnenschein neben dem Omnibus.

Der zweite Besuchspunkt am Nachmittag lag bei Lebkuchen SCHMIDT. Hier konnte die Gruppe bei einer Tasse Kaffee oder Glühwein nebst einem Lebkuchen die Produktion von Lebkuchen im Werk in allen Variationen sowie von anderen süßen Spezialitäten in einem lebendig gestalteten Film verfolgen. Dabei saßen die Besucher an langen Tischen in einem weihnachtlich dekorierten Raum. Die Firma Lebkuchen SCHMIDT fusionierte schon vor Jahren mit der Firma WICKLEIN, die ebenfalls Lebkuchen produziert. Der tägliche Ausstoß an Lebkuchen ist in der vorweihnachtlichen Zeit am größten und wird von 600 Mitarbeitern mit einer unvorstellbar großen Menge an Zutaten von Mehl, Nüssen, Mandeln und Gewürzen geleistet. In der großen Sortimentsauswahl im angrenzenden Shop herrschte rege Nachfrage.

Der dritte Programpunkt lag in der Lorenzkirche mit ihren unübertroffenen Kunstwerken mitten in der Stadt. Mit dem Bau des Gotteshauses wurde 1230 begonnen, 1439 - 1477 der heutige Hallenchor angebaut. Die meisten Kunstwerke stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Beeindruckend ist das TRIUMPFBOGENKREUZ eines unbekannten Meisters, aus Lindenholz geschnitzt, aus dem 14. Jahrhundert. Das Kreuz spannt sich an der Chorschwelle entlang an einem Balken, der von Pfeiler zu Pfeiler reicht.

Veit Stoß schuf 1517/18 den sogenannten ENGELSGRUSS, der neben dem Sakramentshaus das bedeutendste Kunstwerk in der Kirche ist. In einem ovalen Rosenkranz von 50 Rosenblüten schweben der Erzengel Gabriel und Maria, die gerade die Botschaft hört, dass sie schwanger ist und dabei so erschrickt, dass  ihr das Buch aus der Hand fallt. Im Kranz der Rosen sind 7 Medaillons, deren Reliefs die 7 Freuden Mariens wiedergeben. Die große Figurengruppe wird von 6 kleinen Engeln umschwebt.

Das SAKRAMENTSHAUS von Adam Kraft (1496) wurde in nur drei Jahren aus Sandstein gefertigt. Der Aufbau ist in vier Stufen gegliedert. Über dem Umgang öffnet sich das Hostiengehäuse. Darüber sind ganz feingliedrige Fialen, aus denen Blattwerk und Dornengestrüpp wuchern. Im vieren Aufbau stehen die Darstellungen von Christi Leiden, Tod und Auferstehung.

Das älteste Kunstwerk der Kirche hängt an einem Pfeiler des Mittelschiffs und zeigt die SCHÖNE MADONNA von ca. 1280. Sie hat bereits den Vorgängerbau geziert. Besonders anrührend ist das zarte Lächeln Marias über das vergnügte Jesuskind auf ihrem Arm, das sich spielerisch an den großen Zeh fasst.

Schon 1940 wurden Altäre, Bilder, Glasfenster und andere Kunstwerke zum Schutz ausgelagert. Die Kirche wurde 1943 und 1945 schwer von Bomben getroffen und zerstört.

Mit ihren drei Orgeln besitzt sie eine der zehn größten Orgelanlagen Europas. Eine Kostprobe der Klangfülle und Harmonie des Zusammenspiels hörten wir beim Austritt aus dem Gotteshaus.

Den kulinarischen Abschluss bildete das Abendessen ab 18.00 Uhr im Landgasthof „Riesengebirge" in Neuhof an der Zenn. Dabei konnte nicht nur der Hunger zufriedenstellend gestillt werden, es fand auch ein intensiver und reger Gedankenaustausch über die Erlebnisse des Tages statt. Nürnberg ist eine reiche Stadt an mittelalterlichen Schätzen und modernen Museen, angefangen vom Germanischen Nationalmuseum bis hin zum Dürerwohnhaus. Überall wird Kultur- und Landesgeschichte ausgebreitet. Gründe zum Wiederkommen.

A.Htz.

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© G.Staudacher
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