EQUAL PAY DAY - Der DEF vertritt die Ziele des Equal Pay Days von Anfang an
DEF-Landesvorsitzende Inge Gehlert zum Equal Pay Day 2020:
"Der DEF vertritt die Ziele des Equal Pay Days von Anfang an. Gerade der Vorwurf, Frauen wählten die falschen Berufe und seien so selbst schuld an ihren geringeren Einkünften, lässt sich in Zeiten von Corona nicht halten.
Ohne die Care Arbeit und das solidarische Verhalten der Frauen würde der gesellschaftliche Zusammenhalt schweren Schaden erleiden. Darum ist es notwendig, dass diese Sorgeberufe auch die finanzielle Anerkennung bekommen, die ihnen zusteht. "
Der DEF beteiligt sich aktiv am Bündnis EPD München und an der Equal Pay Day Tram, die im März durch München fährt (Bild)
Zum Gender Pay Gap erklären der DEF und andere Evangelische Organisationen und Einrichtungen in Bayern ferner:
Deutschland Schlusslicht in Sachen Lohngerechtigkeit. Evangelische Organisationen und Einrichtungen in Bayern zum Equal Pay Day
Nürnberg, 14.03.2020 Noch immer verdienen Frauen in Deutschland im Schnitt 21 Prozent weniger als Männer. Auf diese, Gender Pay Gap genannte, geschlechtsspezifische Lohnlücke zwischen Männer- und Frauenlohn machen evangelische Organisationen und Einrichtungen in Bayern aufmerksam. Anlass ist der „Equal Pay Day“ (EPD) – der Tag im Jahr, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden. Da die Lohnlücke 21 Prozent betrug, ergeben sich 77 Tage (21 Prozent von 366 Tagen); das Datum des diesjährigen EPD ist damit der 17. März 2020.
Zwar lässt sich ein Teil dieser Lohnlücke durch sogenannte „strukturelle Unterschiede“ erklären, so Elke Beck-Flachsenberg, Vorsitzende der Evangelischen Frauen in Bayern: „Viele Frauen erlernen Berufe, die schlechter bezahlt sind, arbeiten seltener in Führungspositionen und häufiger in Teilzeit oder in Minijobs.“ Doch selbst wenn man diese Faktoren herausrechne und Frauen und Männer betrachte, die in der gleichen Branche und gleichen Position gleich viel arbeiten, dann ergäbe sich in Deutschland immer noch eine nicht zu erklärende Lohnlücke von sechs Prozent. Damit ist Deutschland Schlusslicht im internationalen Vergleich. Nur in Estland und der Tschechischen Republik ist die Lücke noch größer.
Als Gründe nennt Sandra Schuhmann, Fachvorständin im Diakonischen Werk Bayern, unter anderem das Fehlen von Frauen in bestimmten, zum Teil sehr gut bezahlten Branchen, in der Regel den sogenannten MINT-Berufen. „Frauen ergreifen - immer noch – verstärkt frauendominierte Berufe in Bereichen wie Erziehung und Pflege.“ Diese seien aber weiterhin unterdurchschnittlich bezahlt, sagt Schuhmann. „Nicht zuletzt auch angesichts des steigenden Bedarfs in den sozialen Berufen müssen wir über den Stellenwerte und die Bezahlung in sogenannten SAGE-Berufen nachdenken.“ Der 2012 geprägte Begriff SAGE für die Berufe am anderen Ende des Spektrums: SA wie Soziale Arbeit, G wie Gesundheit und Pflege, E wie Erziehung und Bildung. Er bezeichnet damit die bisher auch als „Care-Berufe“ bekannten typischen Frauensparten Sozialarbeiterinnen, Alten- und Krankenpflegerinnen, Betreuerinnen, Erzieherinnen, Lehrerinnen.
Zudem, so Dr. Sabine Weingärtner, stellvertretende Leiterin des kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt, unterbrechen Frauen häufiger ihre Arbeitszeit – oder reduzieren sie familienbedingt für die Betreuung von Kindern bzw. pflegebedürftigen Angehörigen. Dr. Weingärtner: „Einer aktuellen Studie zufolge sind knapp 70 Prozent aller pflegenden Angehörigen weiblich – und der Umfang der häuslichen Pflege beläuft sich auf rund 21 Stunden pro Woche. Dies ist in der Regel nur in Kombination mit einer Teilzeit-Erwerbstätigkeit möglich.“
„Auf Augenhöhe verhandeln“, so lautet der Titel der diesjährigen Kampagne zum Equal Pay Day. Dass sich der Faktor Geschlecht signifikant auf Verhandlungsführungen auswirken kann, ist für Dr. Andrea König, forum frauen im Amt für Gemeindedienst der ELKB, ein wichtiger Aspekt: „Der Einfluss, den Geschlechterrollen ausüben, ist stark. Weichen Frauen vom weiblichen Rollenbild ab, werden sie nicht selten negativer wahrgenommen als Männer, die ein ähnliches Verhalten zeigen.“ Studien zeigen aber auch, so König, dass sich der Geschlechtereffekt aufbrechen lässt: „Der Weg zu (Lohn-) Gerechtigkeit führt immer auch über die Auseinandersetzung mit Rollenbildern.“
Dass der Gender Pay Gap allerdings nicht auf die klassische Erwerbsarbeit beschränkt sei, zeige sich Martina Frohmader, Amt für evang. Jugendarbeit, zufolge schließlich an einer aktuellen Studie von HypeAuditor. Ihr zufolge gibt es auch bei den sogenannten „Influencern“ – Werbeträger in den sozialen Medien – den Gender Pay Gap. Auch hier verdienen Frauen weniger: Je nach Follower-Zahl im Durchschnitt sieben Prozent weniger für einen Instagram Beitrag als ihre männlichen Kollegen im Netz.
Alle Organisationen stimmen darin überein, dass es „bedauerlich ist, dass wir vor zwei Jahren den Equal Pay Day ebenfalls nach 77 Tagen begangen haben.“ Ihr Wunsch ist darum, den nächsten EPD am 1. Januar 2021 zu feiern.
In Bayern wird die Kampagne zum Equal Pay Day unter anderem von einem breiten Bündnis evangelischer Organisationen unterstützt, zu dem die Diakonie Bayern und die Stabsstelle für Chancengerechtigkeit der ELKB, die Evangelischen Frauen in Bayern, das Frauenwerk Stein, der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (kda), das forum frauen im Amt für Gemeindedienst der ELKB (afg), das Amt für Jugendarbeit der ELKB und der Deutsche Evangelische Frauenbund - Landesverband Bayern gehören.
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