Digitales Lernen und Lehren - Unterricht neu denken
Auf der 10. Bayreuther Kooperationstagung der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Medien und der Akademie für politische Bildung, Tutzing - diesmal online - beschäftigten wir uns mit dem Thema "Digitales Lernen und Lehren in der Corona-Krise", dem aktuellen Istzustand und den Potentialen, wenn digitale Medien tatsächlich gewinnbringend im Unterricht, der Lehre und Praxis eingesetzt werden.
Prof. Dr. Franz-Josef Röll (Hochschule Darmstadt) betonte als große Herausforderung der digitalen Transformation die eigene Haltung gegenüber digitalen Medien und Inhalten. Die technische Beschleunigung der Digitalisierung und die damit verbundenen verkürzten Zeiträume von technischer Konstanz haben die Gesellschaft nachhaltig verändert. Digital gibt es das Individuelle nicht mehr, stattdessen verwandeln wir uns in eine Gesellschaft der „Referenzialität“ (sich auf die bestehende Gesellschaft beziehen bei gleichzeitiger Verwandlung) und Gemeinschaftlichkeit. „Ich poste, also bin ich“ – jüngere Menschen definieren sich über ihre Kontakte. Bildung ist lebensbegleitende Entwicklung eines Menschen, der aktiv am Bildungsprozess teilnimmt, sowohl individuell als auch vernetzt Wissen erwirbt. Kollaboration, also die Zusammenarbeit ist für den Erfolg von Bildung entscheidend.
Dr. Karsten Stegmann (Ludwig-Maximilians-Universität, München) stellte als einer der Koordinatoren des Projektes "Digitus - Digitalisierung von Unterricht in der Schule" vor, ein Projekt, das bereits 2019 gestartet ist und in welchem man herausfinden möchte, wie sich digitale Medien gewinnbringend im Unterricht einsetzen lassen. Dabei zeigt sich, dass es wenig Sinn macht, veraltete technische Geräte durch Neue einfach bloß zu ersetzen. Digitale Medien können nur dann gewinnbringend eingesetzt werden, wenn sie gemäß ihrem Potential des selbstständigen Erwerbs von Wissen, dem Vernetzen von Wissen in von Schülerinnen und Schülern selbstgesteuerten Lernsituationen verwendet werden. Dies erfordert jedoch eine neue Lernkultur, eine Veränderung der Gestaltung der Lernumgebung und somit des schulischen Unterrichts.
Der Nachmittag widmete sich dann den praktischen Erfahrungen im Kindergarten bis hin zu den Senioren.
Christa Gmeiner (Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung, Dillingen) berichtete über die schon vor Corona angelaufenen Fortbildungsinitiativen für Lehrkräfte in Bayern, die zu einem Umdenken der Lehrerinnen und Lehrer geführt hätten. Dennoch zeigten sich jetzt im Lockdown erhebliche Unterschiede zwischen den Schulen hinsichtlich technischer Ausstattung und Umsetzung von digitalem Unterricht. Von Arbeitsblättern bis hin zu virtuellen Klassenräumen kämpfen sich die Schulen durch die Krise. Ein Versäumnis der letzten Jahre ist jedoch auch, dass das Selbststeuerungskonzept der Schüler bisher zu wenig gefördert wurde.
Stephan Schölzel (Infocafé Neu-Isenburg) bietet medienpädagogische Projekte mit Kindern und Jugendlichen in der außerschulischen Jugendarbeit, aber auch in Kooperation mit Schulen an. Er beklagt heftig die "frustrierende Bürokratie" in der Pandemie.
Claudia Weiß (Fachdienstleiterin Kindertagesstätten, Caritasverband) erzählte von dem erfolgreich in den Kindergärten eingeführten Tablet-Projekt in München. Mit diesem Projekt sollen die Medienbildung und Medienkompetenzförderung von Kindern von Anfang an und für alle vorangetrieben werden.
Ingrid Martin (Virtuelle Hochschule Bayern) informierte über das vielfältige Angebot der Weiterbildung online und die starke Zunahme der Nutzenden seit dem ersten Lockdown.
Ich selbst stellte das Projekt Digital-Kompass und unseren Digital-Kompass-Standort mit unserem Programm und Engagement in den beiden Lockdowns vor.
Sabine Jörk, EAM-Vorsitzende
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