Demokratie - ein Thema auch für die Hauswirtschaft
Auf der Homepage der AEH lesen Sie:
Wir AEH-Frauen sind Familienfrauen, Hausfrauen oder in der Hauswirtschaft erwerbstätige Frauen, die sich ihrer christlichen Verantwortung für sich und andere bewusst sind.
• Wir setzen uns ein für die gerechte Anerkennung hauswirtschaftlicher Arbeit.
• WirgreifengesellschaftspolitischeProblemeauf.
• Wir geben aktuelle Informationen an die Mit- glieder weiter.
• Wir fördern die Gemeinschaft in Seminaren und Fortbildungstagungen.
Exemplarisch sei hier der lange Diskurs zwischen Hauswirtschaft und Pflege genannt. Wir kennen die Situation. Mehr Menschen werden älter, möchten die letzte Phase des Lebens in ihrer gewohnten Umgebung verbringen. Dazu braucht es ein stimmiges Umfeld. Die Person selbst muss eine Vielzahl von Kontakten nach außen pflegen – sonst vereinsamt sie. „Gemeinsames Essen“ wird immer öfter in Gastwirtschaften angeboten. Einige DEF-Ortsverbände laden schon seit vielen Jahren zu gemeinsamen Mittagessen ein. So etabliert sich eine neue„Stammtischkultur“. Organisationen wie AWO und Diakonie bieten regelmäßig Mittagstische. Damit entsteht ein Grund, nach außen zu gehen, der Tag hat mindestens einen Fixpunkt und Essen wird oft zur Nebensache, miteinander reden und diskutieren ist viel wichtiger. Eine Unterstützung im hauswirtschaftlichen und im pflegerischen Bereich steht bei diesen Menschen eventuell später an.
Wenn es dann soweit ist, müssen Hauswirtschaft und Pflege Hand in Hand arbeiten. Aber es gibt seit vielen Jahren an dieser Schnittstelle Hauswirtschaft/Pflege von anbietenden Stellen immer wieder Spannungen. Hauswirtschaft und Pflege sind eben verschiedene Arbeitsbereiche und verschiedene Ausbildungen. Leider kommt das Pauschalurteil „Hauswirtschaft kann doch jede/r“ hier immer wieder zum Tragen und das hat Konsequenzen: Einmal in der Abrechnung der Dienstleistungen, denn entsprechende Stunden können unterschiedlich von den Krankenkassen abgerechnet werden. Zum anderen kommt es auch immer wieder vor, dass Fortbildungsmöglichkeiten hauswirtschaftlich ausgebildeten Personenkreisen verwehrt werden, weil sie einfach in der Auflistung, wer die Eingangsvoraussetzungen vorweisen kann, vergessen werden.
Bildung ist ein weiterer Bereich: Auch hier müssen wir miteinander reden und auch streiten. Studien belegen, gesund ernährte Kinder gehören oft der höheren Bildungsschicht an und haben einen Vorteil für das gesamte Leben. Sie ernähren sich später als Erwachsene viel gesünder als ihre „Pommes-, Chips- und Fertigprodukt“- Gleichalterigen aus niedrigeren Bildungsschichten, um es vereinfacht zu formulieren. Studien sprechen bereits von einer Zweiklassengesellschaft. Aber warum werden dann immer wieder Bemühungen für eine gesunde Ernährung in den Schulen zurückgefahren? Denn allein über das Lesen eines Textes zur gesunden Ernährung wird keine Veränderung angebahnt! Diese muss über den Gaumen, den Genuss erschlossen werden. Private Schulen haben hier mehr gestalterische Freiheit, die sie auch nutzen. Der Staat bezuschusst Privatschulen mit 70 Prozent und spart sich hier Geld, das die Eltern der Privatschulen über Schulgeld und Eigenleistung ausgleichen. Ihnen ist das erweiterte Angebot dies wert. Das Kind an sich erlebt die Unterschiede, kann aber nichts dazu, in welche Familie es hineingeboren wird und welche schulische Förderung und Angebote es erhält.
Miteinander reden und miteinander streiten müssen wir weiterhin um den Stellenwert der Hauswirtschaft – ein altes Thema, nach wie vor hoch aktuell. Kräfte sollten dabei nicht vergeudet werden. Miteinander reden – miteinander streiten um die Eckpunkte unserer Gesellschaft, sachlich und fair, ist die beste Grundlage für gelebte Demokratie.
Hannelore Täufer
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