"Da geht noch was!" - Gleichstellung als Thema des Christinnentags im Bayerischen Landtag
Gelebte Gleichstellung in Kirche, Gesellschaft und Politik – ein spannendes Thema für den Christinnentag. Die Arbeitsgruppen Kirche und Frauen der SPD-Landtagsfraktion hatten das bevorstehende Reformationsjubiläum zum Anlass genommen, Gleichstellung in Politik und
Kirche auf den Prüfstand zu stellen.
Viele DEF-Frauen waren der Einladung zu dieser vielseitigen Plattform für Netzwerke und neue Kontakte in den Bayerischen Landtag gefolgt, die Landesvorsitzende Inge Gehlert, Geschäftsführerin Katharina Geiger, die Bundesvorsitzende Dietlinde Kunad und viele Mitglieder aus den DEF-Ortsverbänden. Die Stellvertretende Bundesvorsitzende Pfarrerin Hella Mahler, Gleichstellungsbeauftragte der Kirche Hannovers, trug sogar als Referentin
Wesentliches zum Thema bei.
Die Abgeordnete Diana Stachowitz, die kirchenpolitische Sprecherin der SPD Landtagsfraktion, hatte den Christinnentag gemeinsam mit ihrer Kollegin Kathi Petersen
und dem DEF Bayern angestoßen. Sie verwies in ihrer Ansprache auf die Realität der Gleichstellung: „Zu wenig Frauen in leitenden Ämtern, zu wenig passende Stellenangebote für Frauen und Mütter – und ein immer höherer Erwartungsdruck. Das muss sich ändern!“
Mitveranstalterin Dr. Simone Strohmayr, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, ergänzte, Bayern habe gegenüber anderen Bundesländern erheblichen
Nachholbedarf, was gleiche Arbeitsbedingungen und gleiche Karrierechancen für Frauen und Mütter angehe. „Frauen in Führungspositionen haben deshalb bei uns meistens keine Kinder“, erklärte sie. Die Folgen fehlender Gleichstellung sind dramatisch: Im Hinblick auf Altersarmut, drohende Armut von Alleinerziehenden und die „Teilzeit-Falle“ sind Frauen überdurchschnittlich gefährdet.
Hella Mahler als DEF-Referentin vertrat entschieden die titelgebende Forderung “Da geht noch was!“ Gleichstellung sei eine Querschnittsaufgabe – in unserer Gesellschaft und in der Kirche. Wenn die Frauen in der Mehrheit seien, dann müsse der Anteil der Verantwortlichen
dieser Mehrheit entsprechen, sagte Mahler. „Gendergerechtigkeit ist biblisch begründet. Und sie ist einer der Wege, die zu mehr Frieden in der Gesellschaft führen.“ Auch nahm sie den Schleier vom Klischeebild der Quotenfrauen: Sie sind „in der Position, weil sie etwas können
und Macht positiv gestalten. Deshalb sind sie nicht „zweite Wahl“, sondern Vorreiterinnen einer ganzen Generation selbstbewusster Frauen, die ihre Rollenvielfalt gleichberechtigt leben und teilen.“
Solche Vorreiterinnen hat es in Vergangenheit und Gegenwart immer gegeben, nur sind sie in der männlich geprägten Geschichte leider oft in Vergessenheit geraten. An eine aus der neueren Zeit erinnerte Dr. Elfriede Schießleder, Landesvorsitzende des Deutschen Katholischen Frauenbundes KDFB, in ihrem Referat: Ellen Ammann, Gründerin des Katholischen Deutschen Frauenbundes und vehemente Gegnerin des aufkommenden
Nationalsozialismus. „Es ist immer gut, sich seiner eigenen Geschichte zu erinnern und zu sehen, welche großen Vorkämpferinnen wir in unseren eigenen Reihen haben“, bemerkte dazu DEF-Landesvorsitzende Inge Gehlert „Wir werden sehen, welche Auswirkungen das
auf die Gesellschaft damals hatte und vielleicht noch heute hat.“
In diesem Sinne folgte im Foyer des Landtags die Begegnung mit den starken Frauen der Reformation: In der von Ruth Müller MdL von Mitteldeutschland nach Bayern geholten
Ausstellung „Frauen der Reformation“ war die Begegnung über die Jahrhunderte hinweg möglich. Gleichstellung bleibt eine Aufgabe; Reformation zeigt, wie sie zu erringen ist.
Bild: Diana Stachowitz. Von links: Kathi Petersen, Dr. Elfriede Schießleder, Hella Mahler, Diana Stachowitz, Dr. Simone Strohmayr
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