Corona die Zwölfte - Step by Step
wie haben Sie es genannt, wenn jemand den rechten und den linken Schuh verwechselte? Kleinkinder machen das häufiger. Wir nannten das „Ziegenfüße“. Es läuft sich ziemlich schlecht damit, wie man schnell feststellt.
Aber wenn man in die Historie der Schuhherstellung schaut, gab es Jahrhunderte, in denen der rechte und der linke Schuh über ein und denselben Leisten gebaut wurde. Bis zum 15. Jahrhundert gab es den Füßen angepasste Schuhe, danach bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts den Wechselschuh, bis der Frankfurter Anatom Georg Herrmann von Meyer die Schuhherstellung reformiert und an den Füßen orientiert hat. Die „Meyersche Linie“, die von der Mitte des großen Zehs bis zum Mittelpunkt der Ferse verläuft, stellt bis heute die Grundlage für anatomisch korrekte Schuhe dar.
Diese Dinge erfährt man, wenn man sich ins Offenbacher Ledermuseum aufmacht, wo augenblicklich eine Ausstellung zum „Schuh. Design im Wandel ‚Step by Step‘“ gezeigt wird. Es ist sehr interessant die Schuhe aus den verschiedenen Weltgegenden und Jahrhunderten zu sehen, manche zeitlos, noch heute tragbar, andere doch sehr aus der Zeit gefallen. Aber nicht jede(r) durfte jeden Schuh tragen. Rang und Stellung galten auch für das Schuhwerk, nicht nur für die Kleidung.
Erinnern Sie sich noch an Ihre Tanzstunde? Schritt für Schritt lernten wir Walzer, Foxtrott, Rumba und Cha Cha Cha. Boogie Woogie und Twist brachte man sich selbst im Freund(innen)-kreis bei. Disco gab es nicht, aber am Sonntagnachmittag von 17.00 bis 19.00 Uhr Tanztee in der Tanzschule. Die „Damen“ wurden von den „Herren“ aufgefordert, ein-zwei Mal gab es auch Damenwahl. Von Gleichberechtigung keine Spur. Obwohl schon damals, in den 60iger Jahren, im Grundgesetz fest verankert. Aber die Realität sah anders aus. Unsere Mütter waren Hausfrauen und die Ehemänner bestimmten, ob sie erwerbstätig werden durften. Meistens fiel dann der Satz: „Meine Frau muss nicht arbeiten. Ich verdiene genug. Die Leute denken sonst, ich kann keine Familie ernähren“. Damit war die Diskussion im Allgemeinen beendet. Das „bisschen Haushalt“ ist also keine „Arbeit“, da unentgeltlich geleistet. Damit erscheint es auch nicht im Bruttosozialprodukt. Vom Volkswirtschaftlichen hergesehen hat Hausarbeit keinen Wert und so wird sie noch heute eingeschätzt.
Die Schritte des Mannes waren größer, frei nach Schiller: Der Mann muss hinaus ins feindliche Leben…. Die Schritte der Frauen kleiner: „und drinnen waltet die züchtige Hausfrau“.... Heute haben sich die Schritte angeglichen. Die Frauen müssen auch ins „feindliche“ Leben, aber drinnen walten sie noch immer. Dieses Revier wird ihnen gerne freiwillig überlassen. 70 Prozent zu 30 Prozent und das hat sich mit Corona nicht gebessert. Dank Home-Office hat sie doch noch mehr Zeit sich um Kinder, Haushalt und vielleicht noch die Pflege älterer Menschen zu kümmern. Der Mann verdient mehr und kann deshalb nicht weniger arbeiten. Frauen, die nicht in system-relevanten Berufen arbeiten, sehen sich in die Rolle der „Hausfrau“ zurückgeworfen, allerdings zum Teil fremdbestimmt, da als Erzieherin, Lehrerin und Pflegekraft daheim dringend gebraucht. Die Frauenemanzipation kommt mir vor wie die Echternacher Springprozession: zwei Schritte vor, ein Schritt zurück. Wagen wir Frauen uns nicht weiter vor oder werden wir durch die Verhältnisse gebremst? Step by Step!
Schritte ins Offene, raus aus den traditionellen Rollenbildern wollen wir gehen. Gleichberechtigt im Leben und im Berufsleben, mit gleichem Verdienst für gleichwertige Arbeit. Mit Geduld kommen wir offensichtlich aber nicht weiter. Wir müssen kräftig mit den Füßen aufstampfen, nicht wie zornige Kinder, sondern wie Nancy Sinatra in ihrem Song: „These Boots are made for Walking“…Hinausgehen, und uns den Raum nehmen und ausfüllen, der uns zusteht.
Schritt für Schritt; ein festes, sicheres Auftreten, den Blick nach vorne, so wollen wir durchs Leben gehen. Aber nicht immer gelingt es uns. Verunsicherungen und Ängste lassen uns den Kopf senken und unsicher vorwärts tappen. Die Schuhe im Bild sprechen vielleicht nicht vom sicheren Auftreten, aber Schuhe mit Absätzen können den aufrechten Gang leichter machen. Ein bisschen Übung gehört dazu und dann gelingt es und der Kopf hebt sich. Sind solche Absätze die Waffen der Frau? Oder warten wir auf den Märchenprinzen, der uns auf Händen tragen wird? Die sind aber leider nur Märchenfiguren. Aber wer will schon immer auf Händen getragen werden? Wir wollen selbst bestimmen, wohin unser Weg uns führt. Wir brauchen keinen Märchenprinzen, sondern einen wirklichen Partner mit dem wir gleichberechtigt und partnerschaftlich unser Leben führen können.
Unwägbarkeiten und schwierige Situationen gibt es dann noch genügend. Selbst wenn wir mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen, kann es Ereignisse geben, die uns den Boden unter den Füßen wegziehen. Dann ist es gut, jemanden an der Seite zu wissen, der uns Halt gibt, Zuversicht und Mut. Für viele Menschen ist diese Corona Pandemie ein solches Geschehen. Es verunsichert und bringt Selbstverständliches und Gewohntes ins Wanken. Da fällt es vielen schwer Zuversicht zu bewahren, dass Alles wieder gut werden wird. Vertrauen in Politiker und Virologen hilft, wenn auch diese nicht alles wissen.
Aber dann habe ich diese Worte gestern als Mutmachspruch von Petra Würth (Danke, Frau Innmann aus Hof) gelesen: „Ausbalancieren zwischen Angst und Mut, Sicherheit und Weite, Starrheit und Bewegung. Entdecke die Kraft und Ausdauer, die in dir steckt, finde Vertrauen in dich, in das Leben in Gott.“
Gehen Sie getrost Ihre Wege in die nächste Woche. Schritt für Schritt, mit Schuhen, die ein sicheres, selbstbewusstes Auftreten erlauben. Und träumen Sie davon, einmal mit solchen wunderschönen High Heels über sämtliche Widrigkeiten des Alltags hinweg schweben zu können.
Ihre
Inge Gehlert
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