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Corona die Zehnte - Kinder haben Rechte - auch Grundrechte

DEF |

Am 1. Juni war Weltkindertag.

Was waren das für Zeiten, als der Pater Familias noch das Sagen über alle Familienmitglieder hatte, aber vor allem über die Kinder. Da galt der Spruch: „Solange Du Deine Füße unter meinen Tisch streckst, tust Du das, was ich sage!“ ...

Die Jungen hatten noch die Chance einmal selbstständig zu werden und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Mädchen hatten leider verloren. Sie wanderten aus der Hand des Vaters in die Hand des Ehemannes oder, wenn sie nicht heirateten, gab es einen Bruder, Onkel oder sonstigen männlichen Verwandten, der quasi ihr Vormund war. Die Zeiten sind Gott sei Dank vorbei. Heute werden auch Mädchen volljährig und für sich selbst verantwortlich. Wir können unser Leben selbst gestalten. Es hat lange gedauert, bis es fest stand, dass die Menschenrechte auch Frauenrechte sind. Und jetzt geht es weiter. Auch Kinder haben Rechte und ihre Rechte gehören auch ins Grundgesetz. 

Ich fand es eine beeindruckende Geste, dass sich der Bundespräsident Zeit genommen hat, am Weltkindertag für Kinder da zu sein. Er hat ganz bewusst den Kindern gedankt für ihr Verhalten in der Corona Zeit. Kinder haben in dieser Zeit auf vieles verzichten müssen, was ihr Leben ausmacht. Der Bundespräsident machte darauf aufmerksam, dass Kinder Rechte haben, und diese Rechte stark eingeschränkt wurden, wie z.B. das Recht auf Bildung. Das ist das, was den Erwachsenen immer als Erstes einfällt.

Doch Kinder brauchen auch Gemeinschaft mit anderen Kindern, sie brauchen Sport und Spiel, sich bewegen, toben können, das gehört zur Kindheit dazu. Kinder brauchen Platz, wo sie Lärm machen können, sich schmutzig machen und vielleicht auch mal einen Riss in der Hose riskieren können. Auf ihre Bedürfnisse wurde in der Corona Krise wenig Rücksicht genommen. Auch jetzt ist die Planung mit Schulöffnung, Kindertagesstätten und Horten immer noch in der Diskussion. Eltern und Kinder sind verunsichert, weil ihnen keiner sagen kann, wie es weitergeht. Kinder in der Schule mit Abstand und nur die halbe Klasse; Kinder im Hort – alle gemeinsam? Spielplätze wieder geöffnet, aber kein Sportunterricht in der Schule. Bisher weiß niemand, wie sich Corona weiterentwickelt, aber die Politik muss im Gespräch mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Entscheidungen treffen, die dann in der Gesellschaft und im Parlament diskutiert werden können. Aber warum nicht auch die Kinder fragen, was sie wollen?

Im Herbst 2019 lautete der Titel unserer Bundestagung: „Demokratie beginnt am Küchentisch“. Da sitzen die Kinder als gleichberechtigte Partner mit am Tisch und diskutieren und entscheiden mit. Wenn Sie im neuesten Chrismon die Interviews mit älteren Menschen und mit Kindern gelesen haben, werden Sie gemerkt haben, wie differenziert die Kinder ihre Meinung geäußert haben. Wie sie viele Probleme richtig erkannt haben und die Überwindung von Hass und Gewalt und eine ökologische Wende fordern. Das sind die Themen, denen wir uns stellen müssen, gerade wenn wir

die Gewalt in den USA sehen. Aber Rassismus gibt es auch in Europa und auch bei uns in Deutschland. Auch hier werden mehr Farbige von der Polizei kontrolliert als europäisch aussehende Menschen.

Jetzt in der Corona Krise klaffen die großen Unterschiede in der Gesellschaft auf. Da sind die Kinder, die Zugang zu Computer und Internet haben, mit Smartphone, mit Tablet oder Laptop und andere, denen dies alles fehlt. Für Alleinerziehende ist die Situation noch bedrückender. Da  wird hoffentlich auch den Verantwortlichen in der Politik klar, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf leider keine Wirklichkeit ist. Kinderarmut ist ein Thema, das endlich auf die Agenda der Politik gehört und wo Lösungen gefunden werden müssen. Die Bundesregierung hat jetzt ein Konjunkturpaket beschlossen, in dem auch eine Einmalzahlung pro Kind in Höhe von 300 Euro vereinbart ist. Auszahlung mit dem Kindergeld. Ich hoffe, dass diese Zahlung auch an Kinder im Hartz IV Bezug geleistet wird. Diese Familien erhalten kein Kindergeld, bräuchten daher diese Einmalzahlung umso dringender. Wir werden die Familienverbände unterstützen, dass sie diese Forderung an die Politik stellt.

Kinder wollen ernst genommen werden. Wenn ich an die Literatur denke, fällt mir Erich Kästner ein, der den Kindern in seinen Büchern eine Stimme gab. Eine andere ist Astrid Lindgren, die mit der Figur Pippi Langstrumpf ein Mädchen erschuf, das trotz seines 75. Geburtstages in diesem Jahr, noch immer bei allen Kindern Begeisterung erweckt. Pippi Langstrumpf lebt die Träume der Kinder, sie hat Kraft, sie hat Klugheit und sie ist für ihre Freunde absolut verlässlich. Pippi Langstrumpf ist einfach „cool“. Sie nimmt sich ihre Rechte, hinterfragt alles und gibt sich nicht mit vorgefertigten Antworten zufrieden. So entlarvt sie manche Unlogik im Tun und Verhalten der Erwachsenen. Und das erfreut Kinder, die sich sonst wehrlos gegenüber ihren Eltern und Lehrern fühlen. Erich Kästner und Astrid Lindgren zeigen in ihren Büchern, dass Kinder eigenständige Persönlichkeiten sind, denen man Raum zur Entfaltung bieten muss. Kinder brauchen unsere Unterstützung, aber nicht unsere Bevormundung.

Der Satz vom Anfang: „Solange du deine Füße unter meinen Tisch streckst …“ sollte eine bessere Fortsetzung erfahren. In dem Sinn, wie ich vor kurzem gelesen habe: „…will ich dir alle Fürsorge und Liebe angedeihen lassen, die nötig ist“ und weiter: „und deine Wünsche und Rechte respektieren und dir helfen, sie zu verwirklichen.“

Bleiben Sie gesund!

Inge Gehlert
Landesvorsitzende

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© Weltkindertag__Quelle_Pixabay.com.jpg

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