Corona die Vierzehnte - Respekt und Haltung
Wenn ich das Wort „Respektperson“ oder „Autorität“ höre, dann sträuben sich schnell meine Nackenhaare und der Widerspruchsgeist steht zum Sprung bereit.
In meiner Kindheit da gab es klare Regeln, Eltern, Lehrer/innen und der Pfarrer, (Pfarrerinnen gab es noch nicht) waren Respektpersonen, denen man nicht widersprach. Auch der Polizist an der Ecke, der den Verkehr regelte, forderte Respekt und Gehorsam ein. Praktisch jeder, der eine Uniform trug, und wenn es der Straßenbahnschaffner war. Das hinterfragte man nicht als Kind, aber auch unsere Eltern glaubten eher den Lehrer/innen als uns. Meist hielt man dann doch den Mund, weil Widerworte häufig unangenehme Konsequenzen hatten. Erst die Jugendbewegung der 68iger stellte die Autoritäten in Frage. Die Demokratiebewegungen, die langsam in das Bewusstsein und auch in die schulische Erziehung Eingang fanden, siehe Schülermitverwaltung, Schul- und Klassensprecher schon in den unteren Klassen, forderte von Eltern und Lehrer/innen einen anderen Blick auf Kinder und Jugendliche. Zucht und Gehorsam waren nicht mehr die Erziehungsziele, sondern die eigenständige Entwicklung einer Persönlichkeit stand auf einmal im Vordergrund. „Antiautoritäre Erziehung“ war das Schlagwort und das rote Tuch für viele ältere Erwachsene. Da schlug das Pendel der Erziehungsmethoden stark in die andere Richtung aus. Kinderläden waren der große Renner, wo sich die Kinder frei und ungezwungen austoben und ausprobieren konnten. Die Älteren hatten den Eindruck, den Kindern werden keine Grenzen mehr gesetzt und Respekt haben sie auch nicht mehr. Die Kinder sollten selbstbewusst auftreten, sich nicht verbiegen und vor niemandem kuschen. Selbst der Soldat schuldete nicht mehr absoluten Gehorsam, sondern musste auf sein Gewissen hören; der mündige Staatsbürger, und auch der Soldat war Bürger in Uniform, war gefragt. Welche verheerenden Auswirkungen der sogenannte „Preußische Kadavergehorsam“ hatte, wissen wir aus unserer Geschichte.
Sind Respekt und Gehorsam heute nicht mehr notwendig? Sind sie sozusagen Auslaufmodelle? Oder brauchen diese Worte neue Inhalte? Brauchen wir heute nicht mehr Respekt als früher? Meines Erachtens hat zunächst jeder Mensch, vom Säugling, der Hilfe braucht, bis zum dementen alten Menschen, unseren respektvollen Umgang mit ihm verdient. Nicht nur die sogenannten Respektpersonen, die meinten allein, weil sie älter, gebildeter oder schlicht reicher waren, hätten sie Respekt verdient. Respekt hat etwas mit Würde zu tun. Die unveräußerbare Menschenwürde, die als oberster Grundsatz in unserem Grundgesetz steht und die jedem Menschen zusteht. Die Menschenwürde, die wir als Ebenbilder Gottes haben. Gottes Schöpfung ist gut und verdient Respekt, nicht nur die Menschen, sondern die gesamte Schöpfung.
Wenn wir dies wissen, dann kann es nicht sein, dass wir Menschen für uns arbeiten lassen mit Werkverträgen, die nicht nur an Ausbeutung grenzen, sondern Ausbeutung sind, und sie in Wohnungen unterbringen, die dieses Wort nicht verdienen. Wenn wir keinen Respekt vor den Menschen haben, haben wir erst recht keinen Respekt vor den Tieren, vor der Natur. Die Massentierhaltung spricht eine deutliche Sprache. Aber wir wollen sie nicht hören.
Wie können wir Respekt von unseren Kindern einfordern, wenn wir sie nicht respektvoll behandeln? Wie können wir zuschauen, wenn Kinder geschlagen, gefoltert und missbraucht werden? Es reicht nicht, wenn wir am Sonntagmorgen in der Kirche sitzen und von Gottes Liebe zu allen Menschen hören, aber dies nicht in unseren Alltag mitnehmen und versuchen danach leben.
Gott hat alle Menschen gleich geschaffen, mit gleichen Rechten und Pflichten. Können wir dann nicht auch sagen, Gott hat die Demokratie geschaffen, aber die Menschen haben es nicht so schnell begriffen. Sie dachten immer in Hierarchien. Auch wir denken immer noch an ein Oben und Unten, und beachten dabei nicht, dass die da oben nur deswegen dort sind, weil wir ihnen ein Amt gegeben haben. Und das zeitlich begrenzt. Die Herrscher von Gottes Gnaden gibt es nicht mehr. Aber wir möchten doch, dass unsere Kinder und Kindeskinder Demokratie als etwas Wertvolles, Sinnvolles ansehen. Die beste Staatsform, die wir im Moment kennen. Wo die Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz wenigstens theoretisch festgeschrieben ist.
Demokratisches Verhalten muss eingeübt werden von Kindheit an, in Familie, Kindertagesstätte und Schule. Helfen können dabei auch Geschichten, die Kindern das Wesen und den Sinn unserer parlamentarischen Demokratie erklären.
Es ist die Geschichte der Demokra-Tiere. Weit verbreitet, aber es lebt noch nicht überall, obwohl es keine großen Ansprüche auf seine Lebensumgebung stellt. Hitze und Kälte sind ihm gleich lieb. Es braucht nur den frischen Wind für seine freien Gedanken. Dumpfe Schwüle ist nicht sein Ding. Es ist eigenwillig, lebt aber nicht allein, sondern bevorzugt größere Gruppen, mindestens einen Familienverband.
Ich bin diesen Tieren in einer Geschichte von Till Penzek und Julia Neuhaus begegnet. Es läuft aufrecht, damit es die Hände frei hat, um zu wählen. Seine Nahrung ist der freie Geist und das gerechte Gericht. Die Demokra-Tiere haben sich auch eine Verfassung gegeben, ganz wie ein richtiger Staat. Darin ist festgelegt, dass jeder/jede gleich viel wert ist, bei Abstimmungen und Wahlen jede Stimme gleich viel zählt. Selbstverständlich gibt es eine freie Presse, damit sich jede/r seine eigene Meinung bilden kann. Da die Demokra-Tiere sehr redefreudig sind, werden sie schnell zu Disku-Tieren und auch Protes-Tieren. Dann gibt es natürlich auch die Lamen-Tiere und die Nationali-Tiere. Die finden immer ein Haar in der Suppe, nörgeln an allen Vorschlägen, aber bringen nichts Konstruktives zustande. Aber auf jeden Fall ist es ihnen ein Dorn im Auge, dass alle gleich sein sollen, auch Zuwanderer gleiche Rechte haben und ihre Stimme genauso viel zählt, wie die der Alteingesessenen. Statt eines harmonischen Konzertes war da nur eine ohrenbetäubende Kakophonie zu hören. Also braucht man Parlamen-Tiere, die die Meinungen bündeln und dann zu tragfähigen Kompromissen kommen. Da die Parlamen-Tiere nur für eine bestimmte Zeit gewählt sind, wird verhindert, dass sie sich zu Autoritär-Tieren entwickeln.
Bei den Parlamen-Tieren fehlt leider, dass gleich viel Männer wie Frauen gewählt werden, damit sie ihre Erfahrungen paritätisch einbringen können. Aber auch in Geschichten ist nicht alles vollkommen. Vielleicht entdecken Sie das Demokra- oder das Disku-Tier in sich und schalten Sie das Lamen-Tier einfach ab.
Mit respektvollen Grüßen zum Wochenende.
Ihre
Inge Gehlert
Landesvorsitzende
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