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Corona die Siebte - Was würde Florence Nightingale zu unserem Gesundheitssystem heute sagen?

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Wäre sie zufrieden damit, wie die Pflege heute aufgestellt ist? Die modernen Krankenhäuser ohne die großen Krankensäle, sondern den Drei-, Zwei- oder sogar Einbettzimmern würden sicher ihren Beifall finden. Auch die professionelle Pflegeausbildung ist in ihrem Sinn fortgeführt worden. Aber hat das Pflegepersonal den Stellenwert, den sie erreichen wollte?

Das ganze Jahr 2020 wurde im Jahr 2019 zum Jahr der Pflege und der Hebammen ausgerufen. Da wusste man noch nichts von der Pandemie, die auf uns zurollte und wie passend diese Zuschreibung sein würde.

Am 12. Mai 2020 wurde in diesem Jahr der Welttag der Pflege und gleichzeitig der 200. Geburtstag von Florence Nightingale groß gefeiert. Sie war die Begründerin der professionellen Pflege in Großbritannien, legte aber auch Maßstäbe für die Pflegeausbildung in anderen Ländern. Sie selbst hatte sich in Europa umgesehen und in Paris und in Düsseldorf-Kaiserswerth bei Theodor Fliedner hospitiert. Die Vorlesungen von Fliedner haben ihr gut gefallen, aber andererseits fand sie die Diakonie hässlich und armselig. Bemerkenswert fand sie, dass die Ausbildung durch erfahrene Schwestern stattfand und nicht durch Ärzte.  Dieses Konzept setzte sie auch später in ihrer Heimat um. Oberstes Gebot war bei ihr die Sauberkeit und die Hygienestandards, frische Luft und gesunde Ernährung.

Ihr Handbuch „Notes of Nursing“ fand Eingang in die Ausbildung auch der Krankenschwestern in Deutschland.    

Bis weit ins 19. Jahrhundert wurde in vielen Ländern Europas die Krankenpflege vor allem in Klöstern von Nonnen und Fratres und auf evangelischer Seite von Diakonissen ausgeübt. Weltliche Schwestern gab es fast keine, nur als Hilfspersonal. Die Nonnen und Diakonissen arbeiteten für Gotteslohn. Ihr Wahlspruch war: Mein Lohn ist, dass ich dienen darf. So bekam die Pflege keinen finanziellen Wert. Und das hat sich in die heutige Zeit übertragen. Die Bezahlung aller Care-Berufe, wozu auch alle hauswirtschaftlichen Berufe zählen, entspricht nicht ihrer Systemrelevanz wie wir und auch die Politik inzwischen erkannt haben. Wer aber nun den gerechten Lohn feststellen und dann auch bezahlen soll, darüber wird schon bei den versprochenen Bonus-Zahlungen heftig gestritten.

Übrigens: Der Tag der Pflege ist auch der Tag des Erschöpfungssyndroms. Hat das Eine mit dem Anderen zu tun?

Aber nicht nur das Personal im Pflegebereich arbeitet am Limit. Wie sieht es bei Müttern, und vor allem Alleinerziehenden aus, mit einem oder mehreren Kindern?  Home-Office, Homeschooling und Sorgearbeit belasten Familien. Hier tragen auch wieder Frauen die größere Last und Verantwortung. Ihre Berufstätigkeit, wenn nicht systemrelevant, wird als zweitrangig angesehen. Schule und Kitas schließen, also kümmern sich die Eltern und damit die Frauen um den Nachwuchs. Ihr Verdienst ist dank Teilzeitarbeit ja nicht so hoch. Das lässt sich eher verschmerzen. Damit schwinden auch wieder die Chancen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Ihre Verlässlichkeit kann nicht garantiert werden - aus Sicht der Arbeitgeber. Damit droht eine Rolle rückwärts in alte Rollenbilder.

In den politischen und selbst in den wissenschaftlichen Entscheidungsgremien sind Frauen kaum vertreten. Eine geschlechtergerechte Krisenpolitik findet nicht statt. Im Corona-Kabinett ist die Frauen- und Familienministerin Franziska Giffey nicht Mitglied. Kann das sein? Kein Wunder, dass bei den Entscheidungen auf die Belange von Frauen und Mütter keine Rücksicht genommen wurde. Erst durch eine Stellungnahme von 43 Wissenschaftlerinnen, es gibt sie also, wurde das hohe Belastungspotential und damit die Erschöpfung von Frauen, Familien und vor allem Alleinerziehenden thematisiert. Diese Erkenntnisse hätten von Anfang an in die Entscheidungen mit einbezogen werden müssen.

So langsam werden diese Fragen in den Blick genommen. Schulen und Kitas öffnen teilweise. Andere Erleichterungen, dass sich zwei Familien mit ihren Kindern wieder treffen können und wechselweise die Kinderbetreuung stattfinden kann, sind für Frauen und Kinder ganz entscheidend und helfen gegen den Stress. Überhaupt tut es gut, dass wir uns wieder begegnen können. Zu Zweit, zu Dritt, zwei Familien oder Freunde, die gemeinsam etwas unternehmen.

Wenn dann noch die Eisheiligen, die ihrem Namen alle Ehre gemacht haben, vorbei sind, können wir die notleidende Gastronomie unterstützen und uns in einem Café oder einem Biergarten treffen. Kleine Freuden im Alltag. 

Denn das haben wir gemerkt. Wir brauchen den oder die anderen, nicht nur am Telefon. Auch Skypen oder Videotelefonie ist nur ein Ersatz, wenn es wirklich um zwischenmenschliche Beziehungen geht. Darum nutzen wir die Möglichkeiten, die uns wiedergegeben sind, mit der nötigen Vorsicht und Abstand, Mundschutz, wo möglich und nötig. In der Süddeutschen Zeitung wurde das Gefühl, das uns unter dem Mund-Nasenschutz beschleicht, als „Schutzschwitzitis“ bezeichnet. Doch recht passend.

Aber wenn es dem Leben dient, dann wollen wir es gerne auf uns nehmen. Denn wir wollen nicht wieder zurück zu allen Einschränkungen. Wir wollen aufatmen und vertrauen dabei auf Gottes Geleit.

Dazu ist mir ein Text von Anton Rotzetter untergekommen:

Der mich atmen lässt, bist Du, lebendiger Gott.

Der mich leben lässt, bist Du, lebendiger Gott

Der mich schweigen lässt, bist Du, lebendiger Gott.

Der mich reden lässt, bist Du, lebendiger Gott

Der mich handeln lässt, bist Du, lebendiger Gott.

Der mich wachsen lässt, bist Du, lebendiger Gott.

In diesem Sinn wünsche ich uns allen ein gutes Wochenende

 

Inge Gehlert
Landesvorsitzende

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© Foto: Wikipedia

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