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Buchtipp: Angela Steidele: Aufklärung – Ein Roman

EAM |

Das Buch führt uns in das protestantische Leipzig des 18. Jahrhunderts, in seine glanzvollste Zeit. Aus der Messestadt tragen die Händler nicht nur Waren, sondern auch die Ideen der Aufklärung durch ganz Europa. Diese soll die Menschen aus der jahrhundertelangen geistigen Finsternis des Mittelalters befreien. Sie soll die Umklammerung durch weltliche und kirchliche Mächte lösen und den Bürgern Freiheit schenken.

Der geniale Komponist und Thomaskantor Johann Sebastian Bach erschafft dort wirkmächtig ein Universum in Tönen, immer unterstützt von seiner zweiten Frau, der fürstlichen Kammersängerin und Komponistin Anna Magdalena, sowie seiner ältesten Tochter Dorothea. Über diese im Jahr 1708 geborene Bach-Tochter ist kaum etwas bekannt. Sie blieb zeitlebens unverheiratet und hat sich nach dem Tod des Vaters und dem ihrer Stiefmutter Anna Magdalena um ihre jüngeren Geschwister gekümmert. Sie ist die Erzählerin, die Chronistin dieser Epoche in Leipzig, der damaligen intellektuellen Hochburg Sachsens.

Im Mittelpunkt des Romans steht die Freundschaft der Bach-Tochter mit der jungen Luise Gottsched, die sich zu etwas ganz Besonderem entwickelt. Deren Mann Johann Christoph Gottsched ist der einflussreiche deutsche Sprachforscher und Literaturtheoretiker. Seine Frau Luise ist nicht nur Schriftstellerin, sondern trägt durch ihre Übersetzungen aus dem Französischen und Englischen an der Verbreitung aufklärerischer Schriften bei. Ausdauernd unterstützt sie ihren Mann bei seinen Arbeiten, die sie ins Reine überträgt und für den Druck fertigmacht. Gekonnt weiß Gottsched die Unterstützung seiner Frau zu verbergen.

Luise Gottsched als die mutmaßliche Librettistin des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach einzuführen, das gelingt der Autorin geschickt. Überhaupt die Musik, der Lobgesang auf die Werke Bachs werden liebevoll ausgemalt. Man meint bei ihm zu Hause zu sitzen und zu hören, wie gesungen und musiziert wird. Bach meistert ein unglaubliches Arbeitspensum, denn all die Kantaten wollen geschrieben sein.

Die Gottschedin glaubt an die Kraft des Forschens und Denkens. Sie meint: „Mit der Zeit wird die Vernunft das Böse in der Welt überwinden, denn es ist unvernünftig, unlogisch und kann daher keinen Bestand haben“.

Angela Steidele porträtiert eine wichtige Epoche: Aufklärung ist nicht in der Vergangenheit verankert, nein, es muss immer wieder aufs Neue erkannt und geprüft werden, was wahr und richtig ist. Eine erhellende Lektüre.

Insel Verlag, ISBN 978-3-458-64340-1, 25 Euro

 

 

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