17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen.
In den Blick genommen von Inge Gehlert, Verwaltungsratsvorsitzende des DEF-Landesverband Bayern. In diesem Jahr habe ich meine monatlichen Briefe zu den 17 Zielen der UNO zur nachhaltigen Entwicklung geschrieben.
Dabei ist immer wieder sichtbar geworden, dass wir diese Ziele nicht einzeln betrachten können. Jedes Ziel hat Verbindungen zu den anderen und wir müssen daher immer wieder das gesamte Weltgefüge in den Blick nehmen. Bei unserer Landesverbandstagung im Juli zu der Frage unseres nachhaltigen Konsums in Hinsicht auf unsere Kleidung haben wir das getan. Wir haben den ganzen Herstellungsprozess angeschaut, vom Anbau bis zum fertigen Endprodukt. Da konnten wir feststellen, dass noch viele Lücken klaffen, bevor wir eine wirklich nachhaltige Produktion, nur allein in diesem Sektor der Bekleidungsindustrie, haben werden. Bei der Herstellung von technischen Produkten, wie Handy, Computer, Maschinen oder auch Autos gibt es andere Probleme. Wie können wir als Gesellschaft, aber vor allem als Staaten oder Staaten Gemeinschaften für eine nachhaltige Entwicklung sorgen, die Ressourcen schonen und adäquate Lebens -und Arbeitsbedingungen schaffen, und damit für mehr Gerechtigkeit sorgen und die Chancen erhöhen, dass die Klimaziele eingehalten werden?
An bestehenden Beispielen von kirchlichen und gemeinnützigen Organisationen sehen wir, dass gute Bildung und Ausbildung, das Leben der Menschen in Afrika, Asien und in Südamerika verbessert, wenn sie mehr von Hygiene verstehen, mehr über den Anbau von Pflanzen wissen und von neuen Technologien, mit denen sie ihre Produkte effektiver vermarkten können. Aber nicht nur dort, sondern auch in der sogenannten „entwickelten Welt“, wo es ein gut ausgebautes Bildungssystem gibt, haben Menschen mit einem höheren Bildungsabschluss bessere Chancen im Leben. Armut wird verringert und damit die Gefahr in finanzieller Notlage nicht mehr für sich und seine Familie sorgen zu können. Die Gesundheit von Menschen mit einem höheren Einkommen ist besser, denn so können sich Menschen einerseits mehr schützen und andererseits gesünder ernähren. Gerade die bessere Bildung von Mädchen und Frauen führt zu mehr Wohlbefinden in den Familien, da Frauen noch immer diejenigen sind, die für den Haushalt und die Ernährung zuständig sind.
Dafür ist es notwendig, dass der Zugang zur Bildung allen offen steht, nicht nur den Jungen, sondern auch den Mädchen. Viele von uns erinnern sich sicher noch an den Satz: „Mädchen brauchen kein Abitur, sie heiraten ja doch.“ Das Geld, das man in eine Frau investiert, ist so gut wie rausgeschmissen. Geschlechtergerechtigkeit – Fehlanzeige.
Seit 1949 haben wir in unserem Grundgesetz den Gleichstellungsartikel. Aber die vollständige Gleichberechtigung ist dennoch nicht erreicht. Manchmal hat man den Eindruck, wir gehen in Trippelschritten vorwärts. Immerhin hat die UNO -Menschenrechtskonvention, die am 10. Dezember 2023 ihren 75. Geburtstag feiert, festgelegt, dass Menschenrechte auch für Frauen gelten, obwohl doch eigentlich schon immer klar sein sollte, dass Frauen auch Menschen sind.
Frauen bilden die Hälfte der Gesellschaft, aber ihre angemessene Repräsentation im öffentlichen Raum oder in Wirtschaft und Industrie ist noch lange nicht erreicht. Die Zahl der weiblichen Abgeordneten in unseren Parlamenten ist sogar rückläufig, da die Parteien nicht verpflichtet sind ihre Wahllisten paritätisch zu besetzen. Leider konnten wir dieses Ziel noch nicht erreichen. Aber wir arbeiten daran, zusammen mit anderen Frauenverbänden.
Auch dies ist ein wichtiger Punkt bei den Nachhaltigkeitszielen. Keiner kann für sich allein etwas erreichen, sondern wir brauchen Partnerschaften auf Augenhöhe. Nicht der oder die Eine weiß alles, sondern nur gemeinsam und länderübergreifend können Lösungen gefunden werden. Wir müssen uns bemühen Ungleichheiten zu überwinden, um Gerechtigkeit zu entwickeln. Es ist ein großes Bemühen in den demokratischen Ländern zu spüren, dass sie sich für Gerechtigkeit einsetzen, aber auch hier müssen noch viele Hindernisse überwunden werden. Aber ohne Gerechtigkeit wird Frieden nicht möglich sein. Das fängt in der Familie an, geht über die Nachbarschaft in die Arbeitswelt und dann in die Politik.
Für mich ist Gerechtigkeit daher unerlässlich, um die Ziele der Nachhaltigkeit zu erreichen.
Gerechtigkeit bietet Schutz vor Willkür durch eine unabhängige Justiz und gibt mir die Freiheit, mein Leben zu gestalten. Gerechtigkeit schützt vor Ausbeutung, sowohl im privaten Leben als auch zwischen den Staaten. Es müssen gerechte Handelsverträge abgeschlossen werden, die ökologische Standards beachten, damit die Umwelt nicht noch weiter leidet.
Wir erleben, dass das Klima sich wandelt, und wir haben erkannt, dass vor allem der industrielle Fortschritt für die Erderwärmung maßgeblich ist. Die Folgen treffen aber vor allem die nicht so industriell entwickelten Länder. Da ist es nur gerecht, wenn wir als Industriestaaten, hier für einen finanziellen Ausgleich sorgen, damit die Naturkatastrophen beherrschbar bleiben.
Gerechtigkeit ist meines Erachtens der entscheidende Faktor, um die Ungleichheit in der Welt zu überwinden und Frieden möglich zu machen.
Demokratie und Gerechtigkeit gehören zusammen, aber sie müssen sich auch durchsetzen können. Dazu gehört, dass sie sich mit legalen Mitteln zur Wehr setzen können. Auf der Ebene der Nationalstaaten ist das besser möglich als im Bereich der gesamten Welt. Aber die UNO ist schon ein Anfang, die unsere ganze Unterstützung in ihrem Bemühen um Ausgleich und Gerechtigkeit verdient. Auch diese 17 Ziele der UNO zur nachhaltigen Entwicklung wollen für mehr Gerechtigkeit weltweit sorgen. Jeder kleine Schritt in die Richtung hilft uns allen, weiter gut auf dieser Erde zu leben.
Inge Gehlert
DEF Verwaltungsratsvorsitzende
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