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100 Jahre Frauenwahlrecht

Ortsverband: Kaufbeuren |

OV Kaufbeuren beleuchtete das Jubiläum

Jede hat Ahnung vom Frauenwahlrecht, - als Frau und Bürgerin! Deswegen waren Vortrag und Diskussion zu 100 Jahren Frauenwahlrecht im DEF Ortsverband Kaufbeuren auch gut besucht. Helga Ilgenfritz konnte aus ihrer reichen kommunalpolitischen Erfahrung auch Einiges einstreuen.

Dr. Bettina Marquis vom DEF Landesverband in München war gekommen und trug einiges Historische zum Jubiläum vor. Es war tatsächlich auf den Tag genau 100 Jahre her, dass der durch die Revolution ins Amt gekommene "Rat der Volksbeauftragten" den Frauen per Verordnung das aktive und passive Wahlrecht zugestand.

Anfangen muss jede Betrachtung über das Frauenwahlrecht jedoch schon eher, in der Zeit der Aufklärung und der Französischen Revolution, erklärte doch die Pariser Literatin und Kämpferin Olympe de Gouges schon in der Revolutionszeit die "Rechte der Frau und Bürgerin" und stellte Forderungen nach gleichberechtigter Repräsentanz auch in der Nationalversammlung.

Die Linie führt über die Revolutionen des 19. Jahrhunderts zum Kampf um das Frauenstimmrecht, der nicht nur ein nationaler, sondern einer in allen Ländern des Westens war. Die militanten englischen Suffragetten, die für ihr "Votes for Women" auch Haft und Folter, manchmal sogar den Tod in Kauf nahmen, inspirierten 1902 die bürgerliche Frauenbewegung in Deutschland, allen voran Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann, in Hamburg die Zulassung des "Deutschen Vereins für Frauenstimmrecht" zu beantragen. 1904 wurde in Berlin der Internationale Verband für das Frauenstimmrecht gegründet.

Der Erste Weltkrieg gab einen Schub auch für das Anliegen des Frauenstimmrechts, das ansonsten gerne im Reichstag abgelehnt und auch in den Diskussionen der Frauenbewegung selbst nach hinten geschoben wurde. Man fürchtete im bürgerlichen Milieu, dass das Frauenstimmrecht der stark abgelehnten sozialisitschen Bewegung zu Macht und Mehrheit verhelfen könnte. Aber auch Frauen des Bürgerlichen Teils der Frauenbewegung wollten dieses Recht zur Mitgestaltung der Staatlichen Angelegenheiten haben, zumal sich Frauen im Krieg auch in der Wohlfahrtspflege und in der Verwaltung bewährt und gestärkt hatten.

So war es schließlich die Revolution, die dem Frauenstimmrecht auch in Deutschland zum Durchbruch verhalf. Da das Recht durch die Verordnung des Rats der Volksbeauftragten nun da war, nahm man es auch entschlossen in beide Hände: Frauen standen nicht nur Schlange am Wahltag im Januar 1919, sondern sie standen auch als Kandidatinnen zur Wahl. 37 Frauen konnten einen der 423 Parlamentssitze erringen, das sind 8,7 Prozent.

Und wann wurde dieses Ergebnis wieder erreicht? "Fünfziger Jahre", "Sechziger Jahre" "Siebziger Jahre" lauteten die Vorschläge. Tatssächlich war es aber erst 1983 mit dem erstmaligen Einzug der Grünen in den Bundestag der Fall.

Der Anteil der Frauen im Bundestag, richtig auf ein Drittel geschätzt, hat wieder abgenommen, da nur die Grünen, die SPD und die Linkspartei Frauenquoten haben, die Unionsfrauen und Liberalen Frauen ohne gleichstellungspolitische Instrumente auskommen und kämpfen müssen und die AfD den Frauenanteil nach unten drückt. Das war auch bei der Landtagswahl in Bayern zu beobachten, wo der Frauenanteil auf nur noch 27 Prozent gesunken ist. Ein schönes Geschenk zu 100 Jahren Frauenwahlrecht!

Es zeigt, wie wichtig es ist, dass Frauen sich für ihre Rechte einsetzen, sich nicht abbringen lassen, und dass Frauen auch Frauen aufstellen und wöhlen müssen. Frauen in allen repräsentativen Gremien sind die einzige Gewähr dafür, dass die Fraueninteressen auch vertreten werden. Zu tun bleibt auch 100 Jahre nach der Einführung des Wahlrechts für Frauen genug!

Bild: Helga Ilgenfritz, Vorsitzende des DEF Kaufbeuren mit Dr. Bettina Marquis

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